Foto: Ege­rer

In unse­rer Serie „Mythen & Men­schen“ machen wir uns auf die Suche nach Sagen, Legen­den und Mythen, die in der Regi­on ver­an­kert sind, unter­su­chen gemein­sam mit regio­na­len Exper­ten ihren Hin­ter­grund und gra­ben nach dem wah­ren Kern der Geschichten.

Ein aus­schwei­fen­des, beweg­tes Leben nach einer schwie­ri­gen Kind­heit und spä­te­ren schwe­ren psy­chi­schen Pro­ble­men machen den ehe­ma­li­gen Besit­zer der Burg Feis­tritz, Fürst Joseph Maria Sul­kow­ski, zu einer sagen­um­wo­be­nen Per­sön­lich­keit. Er ließ für sei­ne jun­ge Gelieb­te das Mau­so­le­um auf dem Feis­trit­zer Fried­hof errich­ten, wo schließ­lich auch er sei­ne letz­te Ruhe­stät­te fand.

1848 wird Joseph Maria als 7. Her­zog von Bie­litz gebo­ren. Im sel­ben Jahr flieht sein Vater Johann Lud­wig Sul­kow­ski aus poli­ti­schen Grün­den nach Ame­ri­ka, 1853 stirbt sei­ne Mut­ter, zwei Jah­re spä­ter sein gelieb­ter Groß­va­ter. Ver­waist wächst er mit rie­si­gem Ver­mö­gen in frem­den Hän­den auf und hei­ra­tet im Alter von 20 Jah­ren die Gou­ver­nan­te sei­ner jün­ge­ren Geschwis­ter. Die­se Ehe wird schon elf Jah­re spä­ter wie­der geschieden.

Gro­ßes Erbe in jun­gen Jahren

Schon mit 22 Jah­ren tritt der „sagen­um­wo­be­ne“ Fürst das Erbe sei­nes Groß­va­ters an: Häu­ser in Wien, die Herr­schaft in Feis­tritz und Pan­ko­ta bei Arad (im heu­ti­gen Rumä­ni­en) dazu Besit­zun­gen in vie­len Län­dern, Bank­de­pots im Aus­land und einen rie­si­gen Kunstbesitz.

„Doch der Fürst kann mit dem gan­zen Reich­tum nicht umge­hen“, so Orts­his­to­ri­ker und ehe­ma­li­ger Pro­fes­sor im Gym­na­si­um Sach­sen­brunn, Franz Jeitler.

1881 hei­ra­tet Sul­kow­ski die Opern­sän­ge­rin Ida Jäger. „Den Über­lie­fe­run­gen nach war der Fürst ein blen­den­der Pia­nist, er konn­te char­mant sein, aber immer wie­der bre­chen die Toll­hei­ten des Fürs­ten durch. Eines Abends springt er zum Bei­spiel unver­mit­telt vom Kla­vier auf und ver­beugt sich immer wie­der vor einem Klei­der­stän­der. Oder er ver­weilt stun­den­lang bei den Zwin­gern, wo er alle mög­li­chen Raub­tie­re hält. Ein­mal stößt er sei­ne Frau in den Bären­zwin­ger und sperrt zu. Zum Glück hören Bediens­te­te ihre Hil­fe­ru­fe und befrei­en sie“, so Jeit­ler. „Außer­dem wirft er mit Mes­sern auf Lebe­we­sen und spielt mit Feu­er­werks­kör­pern. Dann über­kommt ihn eine Angst vor Was­ser, er zeigt eine extre­me Geräusch­emp­find­lich­keit und Ver­fol­gungs­wahn, bis er sich schließ­lich in sein Schloss in Feis­tritz zurück­zieht.“ Sei­ne Frau lässt ihn für geis­tes­krank erklä­ren und der Fürst wird in die Irren­an­stalt Döb­ling ein­ge­lie­fert. „Der damals kon­kre­te Anlass: sein Ver­hält­nis mit der blut­jun­gen Loui­se Vec­seg­hy, einer viel umwor­be­nen Schön­heit von Wien“, weiß Jeit­ler zu berich­ten. Doch Sul­kow­ski kann flüch­ten. „Da gibt es zwei Theo­rien: Ent­we­der haben ihm sei­ne Wär­ter gehol­fen oder sei­ne Gelieb­te hat ihm bei einem Besuch Frau­en­klei­der mit­ge­bracht und bei­de ver­lie­ßen die Anstalt. Sie flüch­te­ten in die Schweiz, doch am Züri­cher See geschah das Unglück. Bei einer Boots­fahrt fiel sei­ne Gelieb­te ins Was­ser, zog sich eine Lun­gen­ent­zün­dung zu und starb.“

Ihr Leich­nam wird in dem im Jah­re 1892 vom Fürs­ten errich­te­ten Mau­so­le­um auf dem Fried­hof von Feis­tritz bei­gesetzt, wo man ihre schö­ne Gestalt, in Car­ra­ra-Mar­mor gemei­ßelt, auf dem rech­ten Epi­taph (sie­he unten) sieht. „Ihr Leich­nam ruht in der dar­un­ter befind­li­chen Gruft“, so Jeit­ler. Sul­kow­ski stirbt mit 72 Jah­ren völ­lig ver­armt, hat­te er doch sein gesam­tes Ver­mö­gen durch­ge­bracht, sodass nicht ein­mal mehr Geld für sein Begräb­nis übrig war. Auch er wird schließ­lich in sei­nem Mau­so­le­um bestat­tet, aber ohne Marmorfigur.

„Heu­te ist das schö­ne Mau­so­le­um in einem recht bau­fäl­li­gen Zustand“, bedau­ert Jeit­ler. „Schon vor Jah­ren vom Bun­des­denk­mal­amt zuge­sag­te Reno­vie­rungs­ar­bei­ten wur­den lei­der nie in Angriff genommen.“

Das Mau­so­le­um gehört heu­te der Fami­lie Sutt­ner (auch Ber­tha von Sutt­ner zähl­te dazu), die in Ach­au ein Schloss und Gut besitzt. Sie stammt aus einer Zweig­li­nie der Fami­lie Sulkowski.