Walter Hofbauer aus Raach war als junger Bursch sieben Jahre kreuz und quer auf den Weltmeeren auf Frachtschiffen unterwegs. Foto: Egerer

Alles begann im heimatlichen Mostwirtshaus in Raach in gemütlicher Runde. Dort beschlossen zwei junge Burschen, ihr Glück auf hoher See zu versuchen. Obwohl Walter Hofbauer nie schwimmen gelernt und auch Höhenangst hat, wurde er nie seekrank und meisterte sieben abenteuerliche Jahre auf verschiedenen Frachtschiffen.

„Das war damals gar nicht so einfach, als tauglich aufgenommen zu werden“, erinnert sich der ehemalige Weltreisende. „Ich habe mich damals, ohne von der Praxis als Metallberufler irgendeine Ahnung zu haben, in Hamburg beworben. Man musste auch 15.000 Schilling mithaben, ein Gesundheitsattest, ein einwandfreies Leumundszeugnis und die Zusage einer Reederei, die einem aufnimmt. Sonst bekam man kein Seemannsbuch, das gilt quasi als Reisepass für Seefahrer“, erklärt Hofbauer. Gemeinsam mit einem Freund schaffte er die ersten Hürden und stach in Catania in Sizilien in See.

Erste Feuertaufe

Gleich beim ersten Einsatz musste er beweisen, dass er seetauglich war. „Du fährst ja mit einem kleineren Schiff hinaus zum Frachter und dort gehst du an Bord. Dieser Frachter war aber noch nicht beladen, daher ragte er relativ hoch aus dem Wasser. Vom kleinen Zubringerboot mussten wir auf die zwölf Meter lange Leiter, die vom Frachter herunterhing, springen. Da ich ja Höhenangst hatte, wartete ich dummerweise bis zum Schluss. Wenn eine Welle kam, musste man auf den Höchststand warten, dann hieß es springen, danach zwölf Meter hinaufklettern. Das kleine Boot war schon weg, ich allein auf der Leiter, die Wellen schlugen an den Frachter und oben war auch niemand mehr, da alle schon an Bord waren. Da musste ich meinen ganzen Mut und all meine Kraft zusammennehmen, um auf den Frachter zu kommen. Wäre ich abgestürzt, wäre ich mit Sicherheit ertrunken.“ Dieser Frachter war übrigens 247 Meter lang, 33 Meter breit und 66 Meter hoch.

Guter Verdienst, schwere Arbeit

„In Österreich verdiente ich damals 7.000 Schilling, am Frachter habe ich 27.000 Schilling verdient. In einem Monat hatte ich 15 Tage Urlaub, das heißt, im Jahr war ich dreieinhalb Monate daheim.“ Von Montag bis Freitag galt es, zehneinhalb Stunden zu arbeiten, an den Wochenenden acht. „Die Arbeit war gefährlich, wir hatten im Maschinenraum sieben Stockwerke, die Hitze, wenn wir in heißen Gebieten unterwegs waren. Da mussten wir dreimal täglich Salztabletten einnehmen.“ Die Crew bestand aus 25 Mann, einem Koch, zwei Stewards, einem Bäcker. „Das Essen war hervorragend und reichlich. Wir hatten einen Swimmingpool, einen Tischtennisraum, eine Bibliothek, Duty-free-Shops und einen Kinosaal“, erinnert sich Hofbauer.

Sturm und Wellen

14 bis 17 Tage braucht man von Europa nach Amerika. Dabei weiß Hofbauer aber auch Tragisches zu berichten: „Wir querten selbst eine Unwetterfront und hatten mit hohen Wellen zu kämpfen, als wir einen Funkspruch eines in Seenot geratenen Frachters, damals einer der modernsten Europas erhielten, an Bord drei Österreicher. Aber die Wellen waren zu hoch, das Schiff kenterte und sank, die Österreicher starben.

Dem Tod sehr nahe

Auf einer anderen Reise sollte der damalige Kapitän die Magellanstraße fahren, doch er wollte die begehrte Auszeichnung, die Kapitäne erhielten, wenn sie es um das berüchtigte Kap Hoorn schafften.

„Ich war der Einzige, der die ganzen sechs stürmischen Tage nicht seekrank wurde“, erzählt Hofbauer. „Ich fixierte links und rechts von mir Bücher, damit ich ruhiger liegen konnte. Wenn die Maschine einmal ausgefallen wäre, hätte das unseren sicheren Tod bedeutet.“

Applaus in China

„Ich war damals als einer der Ersten 1980 in China, dort kannte man kein Schweißgerät. Das Land war extrem rückständig, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.“ Als ein Kran nicht funktionierte, wurde er gerufen. „Über 1.000 Leute haben damals auf mich gewartet, weil der Kran nicht funktioniert hat und man nicht laden konnte. Eigentlich keine große Sache, nach dem Schweißen wurde das Teil wieder eingebaut. Dafür habe ich Applaus bekommen“, so Hofbauer mit einem Schmunzeln.

Freizeit für Ausflüge genutzt

„Wir hatten einen österreichischen Steward, der organisierte immer die Landausflüge, so haben wir in drei bis vier Tagen die wichtigsten Highlights der Länder kennengelernt. „In Kanada hat es mir so gut gefallen, dass ich fast ausgewandert wäre; dort leben viele Österreicher.“ Doch seine Wurzeln waren stärker, obwohl er daheim beruflich neu beginnen musste. Doch noch heute ist er in Kontakt mit seinen ehemaligen Schiffskameraden.