Michae­la Pol­le­res mit ihrer his­to­ri­schen Sil­ber­me­dail­le / Foto: Judo Austria-ÖOC

Michae­la Pol­le­res hat geschafft, wovon nicht ein­mal sie selbst zu träu­men gewagt hat­te: Die 24-jäh­ri­ge Ter­nit­ze­rin holt Olym­pia-Sil­ber im Judo – und das in Japan, dem Mut­ter­land ihrer Sport­art. Die „Botin“ traf die Aus­nah­me-Sport­le­rin zum Gespräch über ihre sport­li­chen Meilensteine.

Mit ein wenig Abstand zu den Spie­len rea­li­siert Pol­le­res lang­sam, was ihr da gelun­gen ist. „Es ist immer noch ein unbe­schreib­li­ches Gefühl“, strahlt die Hee­res­sport­le­rin  auch vier Wochen nach ihrem Erfolg. 

Als die „Botin“ sie in Ter­nitz zum per­sön­li­chen Gespräch über ihren sport­li­chen Erfolg trifft, ver­folgt die Olym­pia-Sil­ber­ne gera­de via Live­stream den Wett­kampf von Lisa Grab­ner in Luxem­burg, die wie sie eben­falls bei den Judo­ka in Wim­pas­sing trainiert. 

Bron­ze bei der U21-Weltmeisterschaft 

Sie selbst hat Anfang August in ihrer Klas­se eben­falls Bron­ze geholt – bei der WM in Buda­pest. Damit reis­te sie als Medail­len­an­wär­te­rin  im erwei­ter­ten Favo­ri­tin­nen­kreis und mit jeder Men­ge Selbst­ver­trau­en nach Japan. „Natür­lich, wenn du zu so etwas fährst, willst du auch gewin­nen“, schmun­zelt sie im Rückblick. 

Im olym­pi­schen Fina­le muss­te sie sich nur  der Japa­ne­rin Chi­zu­ru Arai geschla­gen geben, die noch ein­mal alle Kräf­te mobi­li­sier­te, Pol­le­res auf den Boden brach­te und so letzt­lich die ent­schei­den­de Waza-ari-Wer­tung erhielt. Vor­zu­wer­fen hat sich Pol­le­res den­noch nichts. Die 24-Jäh­ri­ge hat bis zum Schluss alles gege­ben und inner­halb von vier Wochen zwei his­to­ri­sche Medail­len für das öster­rei­chi­sche Judo-Team geholt. 

Kader­schmie­de

Die Wie­ge des Erfolgs ist der Judo­club Wim­pas­sing rund um Heim­trai­ner Adi Zelt­ner. Im Alter von acht Jah­ren hat hier der Erfolgs­lauf von Pol­le­res begon­nen. Anfangs noch eher schüch­tern und zurück­hal­tend, zeig­te sie schnell ihr Wett­kampf­po­ten­zi­al. Heu­te trai­niert sie wie drei wei­te­re Judo­ka aus Wim­pas­sing nicht nur im Heim­club, son­dern mit dem Natio­nal­team in Linz. „Daheim haben wir eigent­lich kei­ne Geg­ner mehr“, erklärt sie. Vie­le Stun­den in der Woche wird trai­niert, vor gro­ßen Wett­kämp­fen zwei­mal täg­lich. Mit ihrem Erfolg prahlt Pol­le­res aber nicht. Viel­mehr freut sie sich, wenn sie ande­re für den Sport begeis­tern kann. So wie auch sie einst bei einer Schul­vor­füh­rung ermu­tigt wur­de.  „Die Anmel­de­zah­len im Club stei­gen jetzt“, zeigt sie sich erfreut und fügt hin­zu: „Judo ist mehr als nur ein Sport, es bil­det die Persönlichkeit.“

Die Hee­res­sport­le­rin (sie ist im Rang des Kor­po­rals) denkt bereits an die nächs­te Her­aus­for­de­rung: die Olym­pi­schen Spie­le 2024 in Paris. Die will Pol­le­res aber nicht allei­ne bestrei­ten – geht es nach ihr, sind auch ihre Trai­nings­part­ner aus Wim­pas­sing dabei. Die 19-jäh­ri­ge Lisa Grab­ner hat mit ihrem EM-Sto­ckerl­platz schon ein­mal den Grund­stein gelegt.