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Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. So auch Josef Hackl und Franz Nagl aus Zöbern sowie Friedrich Kölbl aus Krumbach, die heute alle bereits ihre verdiente Pension genießen. Doch sieben Jahre lang transportierten die drei in den Achtzigerjahren mit ihren Trucks Waren bis in den Iran, Irak, nach Saudi-Arabien, Jordanien oder Syrien. Noch heute schwärmen sie von ihren schönsten und freiesten Jahren, die nicht im Entferntesten etwas mit dem tristen Alltagstrott zu tun hatten.

Josef Hackl, gelernter Installateur aus Zöbern, war der erste, der bei einer Firma in Wiener Neustadt als Lkw-Fernfahrer anheuerte. „Schon vorher bin ich im Fischgroßhandel Lkw gefahren“, erinnert sich der heutige Pensionist. „Aber beim Fernfahren war natürlich mehr zu verdienen, deshalb bin ich umgestiegen.“ Auch der gelernte Mechaniker Franz Nagl heuerte bei derselben Firma an und als Einschulungstour ging es mit Josef Hackl gleich einmal nach Bagdad.

Ein Jahr lang lieferte Josef Hackl Zigarettenfilter von Hainburg nach Sulaimaniyya im Irak.
„Eine Woche hast du hinuntergebraucht. Manchmal bin ich 15 Stunden durchgefahren, dafür hatte ich dann einen Ruhe-oder Badetag in Griechenland“, erzählt der Trucker. „Damals hatten wir noch ein freieres Berufsleben als die Fahrer heute.“

Andere Länder andere Sitten

Dank ihres Jobs lernten Josef Hackl, Franz Nagl und Friedrich Kölbl viele fremde Länder und Kulturen kennen. „Im Irak gab es eine sehr gute Schulbildung und eine gute Wirtschaft, in Jordanien hatten sie viele Ausgrabungen und auch die Syrer waren ein gebildetes Volk mit vielen Sehenswürdigkeiten.“ Die Verständigung funktionierte mit Händen und Füßen oder auf Englisch. „Die Iraker lernten Englisch in der Schule“, so Hackl. Nach Basra im Südirak lieferte Josef Hackl Fliesen und Verkehrsschilder für den Flughafen. „Diese luden wir teilweise in Deutschland und in der Schweiz“, erinnert sich Hackl.

Gefährliche Überfahrt

Bei der ersten Einschulungsfahrt von Friedrich Kölbl ging es wieder in den Irak, doch die Strecke zwischen Mossul und Sulaimaniyya hatte tagsüber nur sechs Stunden offen, da es sonst zu gefährlich gewesen wäre. „Wir haben aber die Strecke nicht geschafft, deshalb mussten wir vor einer Militärkaserne schlafen“, erinnert sich Kölbl. „In der Nacht wurde dann scharf geschossen, es gab Fliegerangriffe zwischen dem Iran und dem Irak. Da sind die Raketen über unsere Köpfe hinweggezogen, ebenso wie die Leuchtspuren der Maschinengewehre“, erinnern sich Hackl und Kölbl noch heute mit Schaudern an diese Nacht.
Jeder hatte schließlich seinen eigenen Lkw, manchmal fuhr man im Konvoi oder traf sich in Istanbul. Dort gibt es einen riesigen Campingplatz für Lkw-Fahrer aus ganz Europa. Damals konnten sich die drei Trucker wirklich noch als Könige der Landstraße fühlen.

„Damals zahlte man ja noch in Schilling und wir hatten immer alles Geld in bar mit, das waren pro Fahrt so an die 150.000 Schilling für Treibstoff, Maut, Straßensteuer, Verpflegung und Reserve, wenn eine Reparatur anstand“, so Hackl. Das Geld wurde aufgeteilt im Trucker gut versteckt. „Im Irak gab es schöne Straßen, in der Türkei war ein Drittel Autobahn, in Serbien waren die Straßen am schlechtesten“, erinnert sich Kölbl.

Bade-Kurzurlaub

Angenehme Erinnerungen hegt Kölbl an Izmir im Spätherbst, als sie drei bis vier Tage auf eine Mandarinenladung warteten. „Da gab es für uns Badeurlaub“, schmunzelt Hackl.

Gröbere Unfälle gab es für die drei zum Glück keine, doch umgekippte Lkws an den Straßen gehörten fast zum Alltag. „An der Grenze zum Irak gab es manchmal 20 bis 40 Kilometer Stau bei teilweise 40 bis 45 Grad“, so Hackl. „Doch wir hatten unsere Mittelsmänner an den Grenzen, die kannten uns schon; für die schnellere Abwicklung von Grenzformalitäten gab es eigene Gesetze. Dafür haben da gleich mehrere Leute mitverdient. Bei den Bürodamen waren damals die Quellekataloge sehr beliebt“, lacht Kölbl. Die tiefsten Temperaturen erreichten sie mit minus 32 Grad. „Doch die Lkws waren gut gewartet, wir hatten nie ein Problem.“

Alle drei möchten ihre Erlebnisse nicht missen, auch wenn sie sich darin einig sind, dass Lkw-Fahren in der heutigen Zeit nicht mehr zu ihrem Traumberuf zählen würde.