Mar­kus Milch­ram beim Orten von Fle­der­mäu­sen / Foto: Katha­ri­na Bürger 

In Nie­der­ös­ter­reich allei­ne gibt es 25 Fle­der­maus­ar­ten. Am häu­figs­ten kann man das klei­ne Maus­ohr beob­ach­ten, wenn es in der Däm­me­rung zur Nah­rungs­su­che auf­bricht. Mar­kus Milch­ram aus Kirch­berg ist fas­zi­niert von den klei­nen Säu­ge­tie­ren und hat sei­ne beruf­li­che Lauf­bahn ganz dem Schutz der Fle­der­mäu­se verschrieben.

Erst stu­dier­te Mar­kus Milch­ram Bio­lo­gie, danach auf der BOKU Wild­tier­öko­lo­gie und ‑manage­ment im Rah­men sei­ner Bache­lor­ar­beit arbei­te­te er an einem wis­sen­schaft­li­chen Pro­jekt mit und kam das ers­te Mal näher mit Fle­der­mäu­sen in Kon­takt. „Die­se Tie­re sind noch rela­tiv uner­forscht, weil sie nacht­ak­tiv sind. Am meis­ten fas­zi­niert mich deren Ultra­schall­or­tung oder wie sie ihre Beu­te, ver­schie­dens­te Insek­ten, in ihr Maul schau­feln“, schwärmt Milch­ram, der nun im Rah­men sei­ner Dok­tor­ar­beit viel im See­win­kel unter­wegs ist, um die Eigen­hei­ten und Lebens­for­men der Fle­der­mäu­se noch bes­ser kennenzulernen.

Her­manns­höh­le als Winterquartier

In Kirch­berg ist er so gut wie immer bei der Win­ter­zäh­lung in der Her­manns­höh­le mit dabei. Lei­der ist hier die Zahl der klei­nen Huf­ei­sen­na­sen in den letz­ten Jah­ren stark zurück­ge­gan­gen. „Das ist merk­wür­dig, da bei den meis­ten ande­ren Zäh­lun­gen die Zahl ste­tig zunimmt“, meint Milch­ram. „In der Lur­grot­te in der Stei­er­mark befin­det sich eines der größ­ten Win­ter­quar­tie­re. Hier über­win­tern 1.000 bis 1.200 klei­ne Huf­ei­sen­na­sen. Dabei kann man davon aus­ge­hen, dass man nur die Hälf­te sich­tet, die ande­ren ver­ste­cken sich in den Tie­fen der Höh­len.“ Immer ein High­light für den Fle­der­maus­freund: „Wenn man in Gegen­den, wo man bestimm­te Arten erwar­tet, auf ein­mal aber eine kom­plett neue oder ande­re Spe­zi­es entdeckt.“

Meh­re­re Standbeine

Mar­kus Milch­ram arbei­tet nicht nur an der Uni­ver­si­tät in der Wis­sen­schaft und For­schung, son­dern auch als selbst­stän­di­ger Bio­lo­ge. „Ich erstel­le im Auf­trag von Land­schafts­pla­nungs­bü­ros Gut­ach­ten bei Neu­bau­ten, Wind­rä­dern oder Stra­ßen in NÖ, der Stei­er­mark, im Bur­gen­land und in Ober­ös­ter­reich. Hier recher­chie­re ich, wel­che Fle­der­maus­ar­ten vor­kom­men und inwie­weit sie von den Bau­tä­tig­kei­ten Scha­den neh­men könn­ten. Denn der Mensch ist lei­der der größ­te Feind der Fle­der­mäu­se.“
So sei­en Wind­rä­der bei­spiels­wei­se eine gro­ße Gefahr für eini­ge Arten, die höher flie­gen. Das habe eine Stu­die aus den USA bewiesen.

Arten­schutz beginnt bei uns

„Jeder Ein­zel­ne kann dazu bei­tra­gen, die flie­gen­den Säu­ge­tie­re zu unter­stüt­zen“, ist sich Milch­ram sicher. „Hat man das Glück und Fle­der­mäu­se haben ihr Som­mer­quar­tier in einem Haus bezo­gen, reicht es schon, sie zu dul­den. Sie brau­chen Insek­ten – also ein­fach im Gar­ten vie­le weiß blü­hen­de Sträu­cher pflan­zen, denn das lockt Insek­ten an und damit die Fledermäuse.“

Aber man kann auch eige­ne Nist- oder Spalt­käs­ten, die säger­au sein müs­sen, damit die Tie­re Halt fin­den, auf­hän­gen. „Zug­luft soll­te tun­lichst ver­mie­den wer­den, da blei­ben sie nicht“, weiß der Bio­lo­ge aus Erfah­rung. „Man­che Fle­der­maus­ar­ten, wie zum Bei­spiel die Nym­phen­fle­der­mäu­se, die es übri­gens auch in der Buck­li­gen Welt und im Wech­sel­land gibt, ver­brin­gen den Som­mer auch in Baumhöhlen.

Ansprech­part­ner für ver­letz­te Tiere

Die ältes­te Fle­der­maus wur­de 42 Jah­re alt, sie leb­te aller­dings in Russ­land. 20 Jah­re sind kei­ne Sel­ten­heit, aber vie­le wer­den nicht älter als drei bis sie­ben Jah­re. „Die Arten bei uns in Öster­reich gebä­ren nur ein Jun­ges pro Jahr. Der Win­ter ist das größ­te Risi­ko. Aber es gibt in Öster­reich eine Koor­di­na­ti­ons­stel­le für Fle­der­maus­schutz und For­schung (KFFÖ). Die­se Orga­ni­sa­ti­on führt auch die Zäh­lun­gen durch. Fin­det jemand ein ver­letz­tes oder totes Tier, dann bit­te unbe­dingt bei mir oder mei­ner Kol­le­gin Katha­ri­na Bür­ger mel­den unter katharina.​buerger@​fledermausschutz.​at. Wir sind die ers­ten Ansprech­part­ner in der Regi­on, wir lei­ten die Leu­te dann wei­ter“, bit­tet Mar­kus Milchram.

Noch ein Auf­ruf: „Wenn Leu­te im Som­mer Fle­der­mäu­se beher­ber­gen, dann bit­te eben­falls mel­den, da es in der Regi­on noch mehr Som­mer­quar­tie­re geben muss, die wir nicht ken­nen. Dadurch ler­nen wir noch mehr über die Lebens­for­men die­ser fas­zi­nie­ren­den Geschöp­fe, die unse­ren Schutz drin­gend brauchen.“

Ein brau­nes Lang­ohr, auf­ge­nom­men in Feis­tritz / Foto: Katha­ri­na Bürger