Regionsobfrau Michaela Walla und KEM-Manager Rainer Leitner sind bereit für die neue Periode in der Klima- und Energiemodellregion Bucklige Welt – Wechselland. Zwölf Maßnahmen sollen bis 2025 zu mehr Klimaschutz beitragen.

Vor zehn Jahren wurde die Klima- und Energiemodellregion Bucklige Welt – Wechselland ins Leben gerufen. Seither ist dank gemeinsamer Projekte und Anstrengungen viel passiert in Sachen moderne Energiesys-teme, Autarkie und Klimaschutz. Doch das war erst der Anfang. Für die bereits vierte Förderperiode, die diesen Sommer startet, wurde ein völlig neues Konzept für die Modellregion erstellt.

Welche Bedeutung es hat, Energie möglichst unabhängig vor Ort herzustellen, kann man aktuell in allen Nachrichten hören und sehen. Ein Konzept, das einer der wesentlichen Eckpfeiler der Klima- und Energiemodellregion Bucklige Welt – Wechselland (KEM) darstellt. Vor zehn Jahren begann man hier bereits mit innovativen Projekten in Sachen erneuerbare Energie, Energiesparen und Klimaschutz. 

Die Gemeinsame Region, bestehend aus 32 Gemeinden, versteht es dabei, Synergien zu nutzen. So ist die regionale „KEM-Zentrale“ unter der Leitung von Rainer Leitner im Regionsbüro in Lichtenegg untergebracht, weil man es hier seit mehr als zwei Jahrzehnten bestens versteht, gemeinsame Regionsprojekte erfolgreich umzusetzen. Das ist gleichzeitig auch eines der KEM-Erfolgsgeheimnisse in der Buckligen Welt und im Wechselland. Man baut auf Strukturen auf, die vorhanden sind, und schafft dank gemeinsamer Anstrengungen mehr.

Gegen die globale Erwärmung 

Der Klimawandel ist ein Thema, das alle Menschen rund um den Globus beschäftigt. Auf der Klimakonferenz 2015 wurde das Ziel definiert, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5° C zu begrenzen. Seitdem wird vielerorts eifrig daran gearbeitet, dieses Ziel zu erreichen. In der KEM Bucklige Welt – Wechselland setzt man sich seit 2011 für gemeindeübergreifende Klimaarbeit ein, um einen Teil zur Problemlösung beizutragen. Das zu Beginn ausgearbeitete Energiekonzept der Modellregion befasst sich hauptsächlich mit Maßnahmen, deren Wirkung eine Abmilderung der globalen Erderwärmung zum Ziel haben. Dass dabei viele positive Nebeneffekte auftreten, macht die Auseinandersetzung mit dem Thema für eine breite Bevölkerungsschicht nur umso interessanter.

Carsharing, E-Biken und Wettbewerbe

Wie kann man aber den Menschen in der Region das Thema näherbringen, ohne die „Klima-Keule“ zu schwingen und gleich mit Verzicht zu drohen? Mit spannenden Ideen, die Klimaschutz mit praktischem Nutzen verbinden! Dazu sind zahlreiche kleinere und größere Projekte umgesetzt worden, um Bewusstsein zu schaffen. Von der Dämmwette über einen Fotowettbewerb und Gewinnspiele bis hin zum Heizkesselcasting war die Beteiligung der Bevölkerung groß und damit auch das Thema Klimaschutz in aller Munde. Für Aufsehen, auch über die Region hinaus, haben allerdings die großen Projekte gesorgt, die im Rahmen der KEM Bucklige Welt – Wechselland umgesetzt werden konnten. Zum einen war das das Thema E-Carsharing. Die Gemeinde Krumbach startete als erste mit einem Ein-Euro-E-Mobil, das die Gemeinde anschaffte und auf Carsharing-Basis von den Gemeindebürgern genutzt werden kann. Ein Angebot, das bis heute gerne genutzt wird und bei so manchem die Frage nach einem (Zeit-)Auto obsolet machte. So konnte ein Fahrzeug nicht nur von vielen genutzt werden, diese waren dank Elektromobilität auch umweltfreundlich unterwegs. Mittlerweile haben sich zwölf Gemeinden an dem Projekt beteiligt.

Apropos Elektromobilität: Die Bucklige Welt und das Wechselland sind aktuell die Region mit dem österreichweit zweitgrößten ausgewiesenen E-Bike-Streckennetz. Begonnen hat auch dabei alles mit einem KEM-Projekt, das die Bedeutung von Elektrofahrrädern in einer hügeligen Landschaft wie der Buckligen Welt und dem Wechselland für Freizeit und Tourismus hervorgehoben hat.

Energie vom Dach und Büro im Dorf

Mit dem Ziel, so klimaneutral wie möglich in der Region zu leben und unterwegs zu sein, konnten viele Projekte umgesetzt werden – in den unterschiedlichsten Bereichen. Jüngstes Beispiel ist das Projekt „Slow Light“, das sich energiesparender, kunstvoller Beleuchtung heimischer Kirchen angenommen hat. Die ersten Gotteshäuser konnten Ende letzten Jahres in neuem, umweltfreundlichem Licht erstrahlen. Eine weitere Erfolgsgeschichte betrifft aber sicherlich den massiven Ausbau von Photovoltaikanlagen  in der Region. Sehr viele neue Anlagen konnten in den Gemeinden in den letzten zehn Jahren installiert werden, das Potenzial ist aber nach wie vor enorm. 

Eine weitere Idee, die erst kürzlich umgesetzt und in den kommenden Jahren ausgebaut werden soll, betrifft das Projekt „Dorf-Office“. Gerade in Zeiten des pandemiebedingten Lockdowns stellte Homeoffice viele vor große Herausforderungen. Es handelt sich um einen Trend, der aber gekommen ist, um zu bleiben. Die Idee ist: Die Gemeinden stellen bestens ausgestattete Büroräumlichkeiten zur Verfügung, die die Bürger für Homeoffice nutzen können – das sogenannte „Dorf-Office“. Auch wenn man diese Infrastruktur nur an wenigen Tagen der Woche nutzt, spart dies in Summe dennoch viele Pendel-Kilometer und leistet so wiederum einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz in der Region.

Neues Konzept für die KEM 2022 bis 2025

In der Europäischen Union hat man sich dazu bekannt, dass man bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent der Welt werden möchte. Die EU-Kommission hat das neue Schlüsselprojekt, den „European Green Deal“ (EGD), ins Leben gerufen. Um einen Teil dazu beizutragen, hat die KEM neben vielen weiteren Maßnahmen auch Strategien für eine regionale Klimaschutzpolitik entwickelt.

Man hat die Erfahrungen der letzten zehn Jahre aber auch genutzt, um sich Gedanken über eine sinnvolle Weiterführung der Klima- und Energiemodellregion zu machen. Die Modellregion hat ihr erstes Konzept bereits 2011 erstellt. Mit Anfang 2021 hat man im Auftrag der LEADER-Region ein neues Energiekonzept erstellt, das völlig neu gestaltet wurde und wesentliche zusätzliche Aspekte berücksichtigt, die man 2011 so noch nicht gekannt hat. „Da es bis Ende dieser Phase sicherlich wieder neue Erkenntnisse gibt, die derzeit nur zum Teil zu erahnen sind, macht es Sinn, das bestehende Konzept zu evaluieren und an die neuesten Erkenntnisse anzupassen“, so KEM-Manager Rainer Leitner.

Dieser Evaluierungsprozess ist gleichzeitig die erste Maßnahme eines ganzen Pakets, das man in der Region in Sachen Klimaschutz bis 2025 umsetzen will.

Ausblick: 12 Ideen für unsere Klima-Zukunft

Der KEM-Fahrplan wird nicht nur von den Verantwortlichen im Regionsbüro laufend evaluiert und aktualisiert, sondern auch von einer Steuerungsgruppe und durch die Einbindung der Bevölkerung. Hinzu kommen elf weitere Maßnahmen, die die Bucklige Welt und das Wechselland zum Klimaschutz-Vorreiter machen sollen. 

Eine dieser Maßnahmen betrifft den effizienten Stromverbrauch in Gemeinden. Konkret geht es darum, zu erheben, wo Energiesparpotenzial steckt, und bestehende Systeme durch sparsamere, umweltfreundlichere zu ersetzen. Neben dem erwähnten Projekt „Slow Light“,   bei dem es um Denkmal-Beleuchtung ging, geht es nun um alle anderen großen „Stromverbraucher“ der Gemeinde-Infrastruktur, denn: „Bei der Straßenbeleuchtung gibt es beispielsweise bis zu 50 Prozent Energiesparpotenzial und bei Pumpen kann es sogar noch höher ausfallen“, so Leitner.

Unter dem Motto „Raus aus dem Öl“ wird außerdem ein rascher Umstieg auf umweltfreundlichere Alternativen begleitet. Das gilt nicht nur für Gemeinden, sondern man will auch Privathaushalte beim Umstieg unterstützen. Ziel ist, dass die Umstiegsrate um sieben Prozent pro Jahr gesteigert wird.

Schwerpunkt Elektromobilität

Neben neuen Initiativen wie dem Dorf-Office, einem Projekt zur Nutzung der Wärme aus Abwasser oder der Etablierung von Erneuerbaren-Energie-Gemeinschaften wird ein bereits bestens funktionierender Schwerpunkt weiter ausgebaut: alles rund um die Elektromobilität in der Region. Eine Maßnahme befasst sich mit dem touristischen Ausbau des E-Bike-Angebots. Bis 2025 sollen die Bucklige Welt und das Wechselland das größte E-Bike- Streckennetz Österreichs anbieten. Außerdem wird dazu ein neuer touristische Folder erstellt. Um auch das „Drumherum“ kontinuierlich zu verbessern und damit noch attraktiver für Einheimische und Gäste zu machen, wird es einen Katalog an Qualitätskriterien geben, an dem sich Mitgliedsbetriebe orientieren können. 

Elektromobilität wird aber auch als Alternative zum klimaschädlichen Individualverkehr ausgebaut. Zum einen betrifft das den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Bis 2025 sollen zumindest 20 neue E-Ladestationen im öffentlichen Raum installiert werden. Darüber hinaus geht es um die Frage, wie man das vorhandene E-Carsharing-Angebot zwischen den Gemeinden besser miteinander vernetzen kann, um ein attraktiveres Angebot für die Nutzer zu schaffen.

Zuhören, lernen und darüber reden

Um selbst besser zu werden, hilft es, zu sehen, was andere erfolgreich machen. Eine der neuen Maßnahmen der KEM wird daher wieder die Organisation von Exkursionen betreffen. Anhand von Best-Practice-Beispielen will man so lernen, was praktisch funktioniert und auch in der KEM Bucklige Welt – Wechselland umsetzbar ist. Und schließlich betrifft eine Maßnahme die Kommunikation mit den Menschen vor Ort. So soll etwa auch ein eigener KEM-Podcast entwickelt werden, in dem aktuelle Themen erklärt werden. Denn das Wichtigste ist, dass möglichst viele Menschen in der Region in Sachen Klimaschutz an einem Strang ziehen. 

Die 12 KEM-Maßnahmen 2022 bis 2025 auf einen Blick:
Evaluierung des Umsetzungskonzepts für die KEM-Region
Ausbau von PV in der Region
Effiziente Stromverbraucher in der kommunalen Infrastruktur
Raus aus dem Öl
Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften
Dorf der Zukunft 1.0 – das Dorf-Office
Wärme aus Abwasser
Instandhaltung, Ausbau und Weiterentwicklung des E-Bike-Angebots
E-Ladeinfrastruktur
E-Carsharing, öffentlicher Verkehr und Wohnbauträger
Exkursionen
Öffentlichkeitsarbeit