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Glück im Unglück

„Die Wöd steht auf kan Foi mehr laung“, hat Nes­troy in sei­nem Stück „Der böse Geist Lum­pa­ziv­aga­bun­dus“ von sei­ner Figur Knie­riem sin­gen las­sen. Das war vor fast 200 Jah­ren. Und obwohl sie noch steht, ist die­ser Text aktu­el­ler denn je. Mitt­ler­wei­le weiß man ja nicht mehr, wor­über man sich mehr sor­gen soll, und hat ein schlech­tes Gewis­sen, weil man nicht sicher ist, ob Lachen und Glück­lich­sein über­haupt noch erlaubt sind. Das Gefühl ken­nen die meis­ten von uns: eine Mischung aus Ohn­macht und Hoff­nung, ein Gefühl der Scham, weil man es selbst viel­leicht bes­ser erwischt hat, ohne etwas dafür zu kön­nen. All das erschüt­tert uns in unse­ren Grund­fes­ten. Aber des­halb, genau des­halb soll­ten wir uns an der Nase neh­men und nicht in den Sumpf der Nega­ti­vi­tät abrut­schen. Soli­da­ri­sche Kon­zer­te mit Tau­sen­den von Besu­chern fin­den natür­lich nicht nur Befür­wor­ter. Aber ganz ehr­lich: Was sol­len wir denn sonst tun? Man trägt halt sei­nen Teil bei. Wäh­rend man singt, zum Bei­spiel, ist das Are­al für Angst im Gehirn blockiert.

Wenn man gemein­sam musi­ziert, ver­gisst man die Rea­li­tät für einen Moment. Das ist immer noch bes­ser, als sich mit etwa­igen Sub­stan­zen die Wahr­heit erträg­li­cher zu machen. Das heißt natür­lich nicht, dass damit alle Pro­ble­me auf der Stel­le gelöst sind, ich weiß. Aber der Moment wird bes­ser. Die klei­ne Welt um einen her­um wird bes­ser. In der Sekunde.

Oder um es mit den Wor­ten von Niko­laus Har­non­court auf den Punkt zu brin­gen: „Die Kunst ist eben kei­ne hüb­sche Zuwaa­ge – sie ist die Nabel­schnur, die uns mit dem Gött­li­chen ver­bin­det, sie garan­tiert unser Menschsein.“

Herz­lichst, Roman Josef Schwendt brief@​romanjosefschwendt.​com