Bezirksgeschäftsführer GfGR David Diabl (31) und Bezirksparteiobmann Bgm. Christian Stacherl (36) von der ÖVP im Bezirk Wiener Neustadt im Gespräch mit dem „Boten“ / Foto: Schmidt

In der ÖVP im Bezirk Wiener Neustadt gibt es seit März eine neue Doppelspitze: Mit dem Krumbacher Bürgermeister Christian Stacherl als neuem Bezirksparteiobmann und dem Lanzenkirchner Geschäftsführenden Gemeinderat David Diabl als neuem Bezirksgeschäftsführer kommen beide aus der Buckligen Welt. Der „Bote“ traf die beiden zum Gespräch über ihre Vorhaben in der Region, über die bevorstehende NÖ Landtagswahl im Jänner 2023 sowie über die Auswirkungen der Skandale im Bund auf die Arbeit in den Gemeinden.

Bote: Seit wenigen Wochen sind Sie beide als Geschäftsführer und Obmann der ÖVP im Bezirk Wiener Neustadt im Einsatz. Haben Sie sich schon eingespielt?

Stacherl: In der Bezirksgeschäftsstelle ist das nahtlos geschehen, da hat man den Wechsel kaum bemerkt. Ich habe die Aufgaben von Franz Rennhofer übernommen und bemerkt, dass es einfach seine Zeit braucht, bis ich in die ganze Vielfalt der Themen ganz eingetaucht bin. Wir werden nun für die Arbeit der nächsten Jahre im Bezirk ein Leitbild erstellen. Da stehen wir als neu gewählter Bezirksparteivorstand gerade am Beginn dieses Prozesses.

Bote: Welche Themen sind für die Funktionäre im Bezirk am wichtigsten?

Stacherl: Der Bezirk steht gut da, in den letzten Jahren hat mein Vorgänger LAbg. Franz Rennhofer viel richtig gemacht. Unser Augenmerk bei zukünftigen Entwicklungen liegt bestimmt beim Umwelt- und Energiethema und der ärztlichen Versorgung. Wichtiger noch: wir müssen auf die Anliegen der Menschen hören und darauf Konzepte entwickeln.

Diabl: Was wir auf Bezirksebene machen können, ist vermitteln und koordinieren, um beim Abdecken des Bedarfs zu unterstützen. Wir werden Themen aufgreifen und Gemeinden vernetzen, damit man miteinander mehr umsetzen kann. Da gibt es viele wichtige Themen im Bezirk, die wir nun in einem gemeinsamen Leitbild zusammenfassen werden. Das wird zunächst im Bezirksparteivorstand besprochen und dann können wir konkrete Pläne, Details und Ziele präsentieren.

Bote: Es gibt nur wenige Regionen in Österreich, die so ÖVP-dominiert sind wie die Bucklige Welt. Wie motivieren Sie die Funktionäre und Bürgermeister, Neues umzusetzen?

Stacherl: Die beste Motivation in den Gemeinden ist, wenn sich etwas tut. Wenn in der Nachbargemeinde ein spannendes Projekt umgesetzt wird, dann will man natürlich auch, dass in der eigenen Gemeinde etwas weitergeht. Das ist ein gegenseitiges Hochschaukeln. Zu Corona-Zeiten sind unsere Funktionäre nicht so viel unter die Leute gekommen, aber im Hintergrund sind tolle Ideen und Projekte entstanden.

Diabl: Seit ich als Bezirksgeschäftsführer im Einsatz bin, habe ich – insbesondere in der Buckligen Welt – schnell gemerkt, dass hier der Umgang ein ganz anderer ist als in anderen Regionen. Bei uns wird das Dorfleben noch wirklich gelebt und von allen auch als wichtig erachtet. Das bemerke ich auch bei unseren Funktionären, dass sie stolz darauf sind, hier zu leben und sich daher auch gerne für ihre Gemeinden einsetzen.

Bote: In der Bezirks-ÖVP ist der Generationenwechsel vollzogen. Wie sieht es in den Gemeinden aus? Haben Sie eine „Verjüngungskur“ eingeleitet?

Stacherl: Da, wo es notwendig ist, wird es bis vor den nächsten Gemeinderatswahlen noch Wechsel gegen. Hier können wir unterstützen, die Entwicklung muss aber von den Gemeinden ausgehen – das passiert ja auch. Jüngstes Beispiel ist Bad Erlach, wo Bürgermeister Rädler kürzlich seinen Rückzug verkündet und seine Nachfolgerin vorgestellt hat.
Diabl: Man muss aber auch deutlich sagen: Wir schätzen die Arbeit der älteren Bürgermeister und Funktionäre sehr, von denen man enorm viel lernen kann. Gerade diese Mischung der unterschiedlichen Generationen ist sehr wichtig und wir sind froh, dass wir dabei als „Jüngere“ unseren Teil beitragen können.

Stacherl: Wir sind sehr froh über die Funktionäre und Bürgermeister im Bezirk, die sich teilweise schon seit Jahrzehnten politisch einbringen. Ihnen gelten unser Dank und unsere Anerkennung. Natürlich kann manchmal auch ein bisschen neuer Schwung nicht schaden.

Bote: Sie sind beide auch auf Gemeindeebene politisch sehr aktiv und bekommen die Rückmeldungen der Menschen sehr direkt. Welche Reaktionen hören Sie bezüglich der Themen, mit denen die Bundes-ÖVP in den Schlagzeilen ist – sprich: Inseraten-Korruption, Chat-Affäre?

Stacherl: Ich bin mit Leib und Seele bei der Volkspartei, bin seit acht Jahren bei der Volkspartei NÖ und weiß, wie fleißig und viel hier gearbeitet wird. Natürlich gefallen mir die negativen Artikel zur Bundes-ÖVP nicht, ich glaube aber auch, dass man hier oft mit zweierlei Maß misst. Viele Leute sagen auch: Das interessiert mich nicht mehr, viele wollen schon keine tagesaktuellen Nachrichten mehr lesen oder hören.

Diabl: Man muss sich eingestehen, dass gewisse Dinge, wenn ich an die Schmid-Chats denke, teilweise nicht sauber abgelaufen sind. Das soll aber nicht heißen, dass jeder in der ÖVP so denkt. Hier wird versucht, ein Bild von der ÖVP zu zeichnen, von dem wir uns strikt distanzieren. Bei uns in der Volkspartei NÖ arbeiten ehrliche Leute, die ehrliche Politik machen. Uns auf Bezirks- oder Gemeindeebene schmerzt das natürlich, weil wir täglich in Kontakt stehen mit den Bürgern. Wir merken aber auch: Die Menschen haben vor allem genug von dem ständigen Hickhack, der durch die Medien noch zusätzlich aufgebauscht wird. Es würde wohl nicht schaden, wenn das Miteinander, das wir in Niederösterreich leben, auch im Bund wieder mehr Einzug halten würde. Dann könnte man auch stärker das in den Vordergrund rücken, was geschafft wurde, beispielsweise die Steuerreform oder Entlastungspakete. Das merkt man, auch wenn man am Stammtisch diskutiert: Die Menschen wollen wissen, wie sie, etwa im Hinblick auf die Teuerung, Unterstützung bekommen können.

Bote: Wie halten Sie mit den Gemeindebürgern Kontakt?

Stacherl: Wir dürfen endlich wieder zu den Menschen, Hausbesuche und Veranstaltungen sind möglich. Der direkte Kontakt freut uns natürlich sehr. Dabei ist es uns wichtig, sich auch Zeit zu nehmen, im Gespräch zu hören, welche Anliegen es gibt, und zu schauen, wie wir auf Gemeinde- und Bezirksebene Probleme lösen können.

Diabl: Wir wollen wieder näher zu den Bürgern, weil uns ihre Anliegen wichtig sind, und vor allem wollen wir sie nach ihrer Meinung fragen, damit wir als Gemeinden und Bezirk besser für die Zukunft planen können. Wir haben beispielsweise in Lanzenkirchen die Bürger befragt und auch das Land NÖ hat die Niederösterreicher zu den wichtigsten Themen befragt. Vieles, das den Menschen wichtig ist, wird auch in unsere Leitplanung einfließen.

Bote: Wie ist der Bezirk Wiener Neustadt für die Landtagswahl 2023 aufgestellt?

Stacherl: LAbg. Franz Rennhofer wird nicht mehr kandidieren, stattdessen geht LAbg. Franz Dinhobl als amtierender Abgeordneter ins Rennen. Ich werde ebenfalls kandidieren. Jede Fraktion kann 15 Kandidaten im Bezirk aufstellen, Franz Dinhobl und ich sind bereits fix, die restlichen Plätze werden wir so besetzen, dass wir ein möglichst breites Spektrum der Menschen aus dem Bezirk abdecken.

Bote: Was sind die wichtigsten Themen für die kommende Landtagswahl?

Stacherl: Wir müssen raus zu den Leuten, deren Anliegen sind das Wichtigste! Die Details werden wir in einem Leitbild festhalten, dem ich nicht vorgreifen möchte. Was aber wichtig ist, ist eine Zusammenarbeit der Gemeinden, etwa bei großen Projekten, z.B. beim weiteren Glasfaserausbau, im Energiebereich und bei zukünftigen Energiegemeinschaften. Zusätzlich sollte der Fokus auf sorgfältigen Umgang mit unseren Verbauungsressourcen und Umweltschutzmaßnahmen gelegt werden. Auch die Pflege ist ein wichtiges Thema, die Menschen sollen in Würde in deren Heimatgemeinden altern können. Das Miteinander soll noch stärker in den Fokus gestellt werden, weil die Aufgaben immer mehr werden. Vernetzung und Austausch ist wichtig, dann gewinnt jede Gemeinde.

Bote: Der Bezirk Wiener Neustadt gehört mittlerweile zum erweiterten Speckgürtel mit einem unglaublichen Wachstum. Wie wollen Sie es schaffen, die Menschen noch direkt zu erreichen?

Diabl: Das Wichtigste ist, alle Kanäle zu aktivieren. Für einen Lokalpolitiker sollte es heute selbstverständlich sein, sich in den sozialen Medien zu bewegen. Ich merke, dass ich über diese Schiene immer wieder spannende Anfragen bekomme. Es gehört aber genauso die Gemeindezeitung dazu wie auch die Möglichkeit, den Bürgermeister oder Gemeinderäte einfach anrufen zu können. Jetzt kommt uns zugute, dass man sich wieder besser treffen kann, dass wir hinausgehen und die Menschen direkt ansprechen können.

Stacherl: Wir bieten seitens der Bezirkspartei dazu auch immer wieder Schulungen an, damit unsere Funktionäre Tipps bekommen, wie sie die Menschen am besten erreichen. Stichwort Social Media: Das ist einfach eine Möglichkeit, schnell und unkompliziert viele Gemeindebürger zu erreichen, und es ist für mich selbstverständlich, dass ich das als Bürgermeister, aber auch, dass es die Gemeinderäte entsprechend nutzen. Das Wichtigste ist aber: Die Kommunikation muss dabei authentisch bleiben.

Bote: Während einige Gemeinden im Bezirk enormen Zuzug verzeichnen, gibt es dennoch auch einige Abwanderungsgemeinden. Wie will die Bezirks-ÖVP diesem Trend entgegenwirken?

Diabl: Ich bin überzeugt, dass das vielfach an der Infrastruktur liegt, und da haben wir mit dem Ausbau des Glasfaser-Netzes ein gutes Argument, warum man hierbleibt. Man kann von zu Hause aus arbeiten – das Thema Homeoffice hat sich in den letzten beiden Jahren stark gewandelt – und gleichzeitig die Vorzüge des Lebens am Land genießen. Dadurch wird sich da viel verändern.

Stacherl: Covid hat außerdem gezeigt, wie schön es bei uns am Land ist. So kommen auch viele aus der Stadt wieder zurück und wir merken, dass Bau- oder Wohnmöglichkeiten stärker nachgefragt werden. Das Thema Glasfaser spielt dabei eine wichtige Rolle.

Bote: Das Thema Corona scheint – zumindest vorerst – eher in den Hintergrund zu rücken. Wie nutzen Sie diese Möglichkeiten nun, um wieder in Kontakt mit den Menschen zu kommen?

Stacherl: Es geht um Qualität. Ich glaube, dass es, so wie früher, nicht mehr zielführend ist, dass man als Mandatar etwa vier Veranstaltungen an einem Abend besucht. Ich nehme mir lieber Zeit, gehe bewusst zu einer Veranstaltung und setze mich mit den Menschen zusammen. So kommen gute Gespräche zustande und man merkt, wie es den Menschen geht. Für diesen direkten Kontakt stehen wir als Volkspartei NÖ im Bezirk und im Land NÖ.