Hier wuchs Gerhard Stangl mit sechs Geschwistern auf. Man wähnt sich auf einer kleinen Zeitreise, wenn man die Greißlerei in Trattenbach betritt. Doch bekommt man hier alles, quer durch alle Sparten, was man für das tägliche Leben braucht. Und das seit fünf Generationen.
Foto: Egerer

Betritt man das kleine Geschäft von Gerhard Stangl in Trattenbach, fühlt man sich in die Siebzigerjahre zurückversetzt. Auf 50 Quadratmetern und in fünfter Generation führt der gelernte Verkäufer das Lebensmittelgeschäft, das sich bereits seit 1882 in Familienbesitz befindet. Auf engstem Raum bekommt man hier ein Sortiment quer durch alle Sparten und gibt es etwas nicht, wird es bestellt.

Wir schreiben das Jahr 1853. Ein gewisser Herr Hofmann aus dem Waldviertel kaufte damals das Grundstück im Zentrum von Trattenbach und eröffnete noch im gleichen Jahr ein Kaufhaus.1882 schließlich erwarb es die Familie Stangl, also die Ururgroßeltern des jetzigen Besitzers, und seither ist das Geschäft in Familienbesitz. Noch heute hilft die 70-jährige Mutter ihrem Sohn im Geschäft aus.

Fundgrube

Von der Sicherheitsnadel über Spielsachen, Schuhbänder, Küchenutensilien oder einen Thermophor bis hin zu Lebensmitteln und einer Trafik gibt es hier alles auf kleinstem Raum. „Das ist nur möglich, weil ich ein großes Lager habe“, schmunzelt Gerhard Stangl. „Da heißt es halt viel schlichten und wieder schlichten, einräumen, umräumen …“ Jeden Tag kommen Frischwaren wie Milch, Obst und Gemüse, zweimal pro Woche andere Lieferungen.

Doch er möchte und kann gar nicht vergrößern. „Rechts und links führen Straßen vorbei und vor dem Geschäft ist auch kein Platz. Dafür hat sich der Kaufmann ein zweites Standbein geschaffen, und zwar ein Lieferservice für seine Kunden, darunter unter anderem Pensionisten oder Wirtshäuser in der Region. „In der Pandemie habe ich den Leuten den Einkauf vor die Tür geliefert, bezahlt haben sie zwei Wochen später; das war kein Problem.“ Er schupft den kleinen Laden mit zwei geringfügig Beschäftigten, denn: „Alleine schaffst du das nicht.“ Denn er hat nur Donnerstag- und Samstagnachmittag geschlossen und Mittagspause von 12 bis 15 Uhr. „Hier bringe ich entweder Arztbesuche oder Auslieferungen unter.“

Doch der Einsatz über Generationen hinweg wird belohnt. Es kommen nicht nur Einheimische, sondern auch Wanderer, Radfahrer und im Winter die Langläufer. Auch die Vereine und die Gemeinde unterstützen den Nahversorger mit Einkäufen bei größeren Veranstaltungen.

Ein Geschäft mit diesem Ambiente und einem Hauch von Nostalgie findet man heute nur noch selten. Es dürfte auch eine der kleinsten Zweigstellen einer großen Kette in Österreich sein.

Foto: Egerer