Beim ersten Informationsabend in Krumbach zeigten sich die Vertreter von Gemeinde, Unternehmerseite, Wirtschaftskammer und WIFI überzeugt von dem individuellen Modell / Foto: Bernhard Dissauer-Stanka

Die Bucklige Welt will sich als Kaderschmiede für Top-Fachkräfte auch langfristig einen Namen machen. Dazu haben sich 18 Unternehmen zusammengetan, um ihren künftigen Lehrlingen optimale Rahmenbedingungen für eine umfangreiche Aus- und Weiterbildung zu ermöglichen. 

Das Stichwort lautet „Lehre mit Matura“, und zwar individuell angepasst an den Standort. Konkret bedeutet das: Lehrlinge unterschiedlichster Sparten haben ab November die Möglichkeit, zusätzlich zu ihrer regulären Lehre die Matura am Standort Krumbach zu machen. Dazu müssen sie aber nicht wie in herkömmlichen Modellen, die es auch in der Buckligen Welt bereits gibt, im Rahmen einer Abendschule den Stoff erarbeiten, sondern können einmal wöchentlich im Rahmen ihrer Dienstzeit die Schulbank drücken. Gastronom Uwe Machreich vom Triad sieht darin die Zukunft: „Nach 40 Stunden Arbeitszeit noch in die Abendschule zu gehen, schaffen Erwachsene kaum; für Jugendliche ist das noch schwieriger“, erklärt er, wieso das herkömmliche Modell Tücken hat. 

Das Modell, das in Krumbach nun mit Unterstützung von WIFI und WKNÖ umgesetzt wird, sei aber auch im Kampf gegen den Fachkräftemangel von Bedeutung. „Ob Lehrlinge nach dem Abschluss in einer Branche bleiben, ist heute nebensächlich. Der Gedanke eines lupenreinen Lebenslaufs ist längst überholt“, so Machreich. Wichtig sei, dass Fachkräfte Spaß an ihrer Arbeit hätten, so viele Erfahrungen wie möglich sammeln und damit wieder Input zurück in die Region und die Betriebe bringen könnten. 

Das neue Modell für Lehre mit Matura am Wohnort sei dafür die optimale Basis. Die Wiener Neustädter WKO-Bezirksstellenleiterin Andrea List-Margreiter sagt dazu, dass die aktuelle Wirtschaftslage (Lieferkettenprobleme, Teuerung bei Transport- und Spritkosten) die Relevanz solcher regionaler Maßnahmen steigere. Insgesamt führe das auch zu einer Verringerung von Kosten und einer positiven Auswirkung auf die Wirtschaft. „Wir wollen künftige Fachkräfte motivieren und die Lehre weiterhin stärken. Es freut mich sehr, einen Wandel zu spüren. Es bewegt sich etwas und es entstehen regionale Initiativen, um etwas zu bewerkstelligen“, erklärt sie. Freude über den unternehmerischen Vorstoß zeigt auch Bürgermeister Christian Stacherl. Er stellt für den Unterricht Räumlichkeiten in Krumbach zur Verfügung. Im Frühjahr werden die ersten die Matura in Mathematik abschließen können. In einem Dreijahreszyklus wird jährlich ein anderes Fach unterrichtet. Dadurch können Lehrlinge jederzeit einsteigen. „Es wird sich wie ein Schneeballsystem entwickeln“, ist sich Machreich sicher.