Das Projektteam (v.li.): Josef Kager, Reinhard Lackner, Bgm. Thomas Heissenberger, Gabriela Diewald, Cornelia Schuh, Elisabeth Kager, Christoph Dorner, Christian Hölbl, Herbert Trenker und (nicht am Bild) Vizebürgermeister Andreas Kager / Foto: Rehberger

Das Dorfwirtshaus als Ort der Geselligkeit kämpft ums Überleben. Auch in der Gemeinde Hochneukirchen-Gschaidt hat der Kirchenwirt nach einigen Versuchen wechselnder Gastronomen zugesperrt. Nun will ein Projektteam ein völlig neues Konzept umsetzen: in Form einer Genossenschaft, an der sich jeder beteiligen kann. 1.666 Anteile müssen erworben werden, dann kann der Betrieb wieder starten.

Touristisch hat sich die Gemeinde Hochneukirchen-Gschaidt in den letzten Jahren mit dem Erlebniswanderweg rund um den Hutwisch gut aufgestellt. Umso mehr schmerzt es, dass die hungrigen Ausflügler keinen Ort zum Einkehren haben. Auch den Einheimischen fehlt ein Ort, um zu feiern oder einfach um sich zu treffen, gemeinsam zu essen und zu plaudern.

Dabei wäre die Ausgangslage gar nicht so schlecht. Der ehemalige Kirchenwirt liegt mitten im Ortszentrum und damit mitten im Geschehen, verfügt über einen kleinen Festsaal und auch sonst über so gut wie alles, was man für den Betrieb einer Gastwirtschaft braucht. Eine neue Idee musste also her, damit die Gemeinde wieder eine (langfristig) funktionierende Gastronomie bekommt. Dazu fand sich ein Projektteam zusammen, das aus engagierten Menschen unterschiedlichster Branchen besteht, von Gastro über Management bis hin zu Marketing und Finanzwesen. Alle brachten ihre Ideen ein, und schließlich hatte man die außergewöhnliche Idee, das Gasthaus als Genossenschaft zu betreiben.

„Der Strukturwandel, den der Handel und die Landwirtschaft gerade erleben, geht auch an der Gastronomie nicht spurlos vorüber. Wir haben uns daher intensiv mit Möglichkeiten auseinandergesetzt, wie ein Gastro-Angebot in ländlichen Gemeinden funktionieren kann“, so Bürgermeister Thomas Heissenberger.

Alle können ein Stück Wirtshaus haben

Im Rahmen eines Leader-Projekts mit professioneller Begleitung der Saint Elmo’s Tourismusmarketing GmbH, die bereits das Ausflugskonzept rund um den Hutwisch betreut hat, wurde ein Konzept entwickelt, das Ende Februar präsentiert wurde. Kernstück ist die Genossenschaft. Diese wird gegründet, sobald 1.666 Anteile verkauft sind. Daher wird nun kräftig die Werbetrommel gerührt, damit sich möglichst viele Menschen einen oder mehrere der Anteile zu je 150 Euro kaufen. Die Idee: Je mehr sich an dem Projekt beteiligen, desto größer ist das Eigeninteresse, dass der neue Gastronomiebetrieb zum Erfolg wird. Das Projektteam richtet sich aber nicht nur an die Hochneukirchner, sondern etwa auch an Vereine oder Direktvermarkter, die mit ihrem Anteil zu einem Teil des Gastro-Projekts werden.

Kommt die Genossenschaft zustande, dann wird es jährliche Generalversammlungen geben, auf denen gemeinsam über weitere Schritte entschieden wird. So weit ist es aber noch nicht. Zunächst hoffen die Mitglieder des Projektteams, dass die Hürde der 1.666 Anteile geschafft wird. Der Gesamtbetrag, 250.000 Euro, soll in den Umbau des Kirchenwirts investiert werden. Um den Außenbereich kümmert sich die Gemeinde, in deren Besitz sich das Haus befindet, Innen soll modernisiert werden, dafür liegen bereits Pläne auf dem Tisch.

s’Hutwisch

Der Name ist bereits gefunden: im „s’Hutwisch – Wirtshaus am Dach der Welt“ soll regionale Feinschmeckerküche angeboten werden. Um die Speisekarte, Buchhaltung, das Marketing oder den Social-Media-Auftritt kümmert sich die Genossenschaft. Das Gastro-Personal soll sich ausschließlich um den laufenden Betrieb kümmern, sich aber auch mit eigenen Ideen einbringen. Daher ist man zuversichtlich, Personal zu finden. „Uns ist klar, dass man ordentliche Entlohnung und vernünftige Arbeitszeiten bieten muss, um jemanden zu finden. Mit dem Genossenschafts-Modell ist das möglich, denn wir müssen nicht unbedingt Gewinne schreiben, es reicht, wenn am Ende eine schwarze Null herauskommt“, so Heissenberger. Läuft alles nach Plan, soll Ende des Jahres eröffnet werden. Alle Infos unter www.s-hutwisch.at