Jahrgangsnamenbeauftragte Katharina Holzinger zeigt die Vitrine mit den historischen Zeitungsberichten über das Gefecht von Kirchschlag an der MilAk / Fotos: Schwendenwein (2), Freiler

Rund 80 Soldatinnen und Soldaten des Studiengangs „Militärische Führung“ stehen in enger Beziehung zur Stadtgemeinde Kirchschlag. Das hat mit Emil Sommer zu tun, der in der heutigen Stadtgemeinde Geschichte schrieb.

Semesterwechsel an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt: Für die angehenden Offiziere stehen Winterausbildungen auf dem Programm. Auch für den Jahrgang „Generalmajor Emil Sommer“, der sich im zweiten Jahr der Ausbildung befindet. Am Programm steht die Einsatzübung Verzögerung. Es ist ein Trainieren für den Ernstfall, der hoffentlich nie eintreten wird. Ein Ernstfall, den der namensgebende Generalmajor vor 105 Jahren in der Isonzoschlacht des Ersten Weltkrieges erfahren hat. Den Höhepunkt seiner Karriere erlebte der jüdische Offizier Emil Sommer aber erst drei Jahre später – im Gefecht von Kirchschlag im September 1921.

Als die ungarischen Freischärler die friedliche Übergabe des Burgenlandes an Österreich gewaltsam verhindern wollen, bezieht Sommer mit seinem Infanterieregiment Nr. 5 Stellung in Kirchschlag. Jede Übertretung der Grenzen könnte das ungarische Heer ins Spiel bringen. Obwohl beim „Gefecht von Kirchschlag“ zehn österreichische Soldaten starben, sind sich Experten heute weitgehend darin einig, dass Sommers Führung einen weiteren Krieg verhindert habe. Daran erinnern die Fähnriche, die sich nach ihm benannt haben, auch in ihrem Jahrgangsabzeichen. Derselbe Engel, der im Kirchschlager Stadtwappen das Wappen der Pottendorfer hält, trägt an der MilAk das Maria-Theresien-Kreuz. Es ist ein Zeichen der Verbundenheit mit dem Ort, an dem die erste und einzige bewaffnete Auseinandersetzung des österreichischen Bundesheeres auf österreichischem Boden stattgefunden hat.

Brücken schlagen

Festgehalten wird das auch in einem Kurzfilm, der anlässlich 100 Jahre Burgenland entstanden ist und in Kirchschlag gedreht wurde. Gezeigt wurde der Film auch beim Burgball, den heuer der Jahrgang Sommer ausgerichtet hat. Auch Kirchschlags Bürgermeister Josef Freiler war zu diesem Anlass als Ehrengast gekommen. Er begrüßt es, dass die Fähnriche ihre Verbundenheit mit Kirchschlag so zum Ausdruck bringen.

Sommer gelangte durch seinen Einsatz in Kirchschlag als Offizier an der Zeitenwende zu Ruhm. Eine Zeitenwende stellt auch die aktuelle außenpolitische Lage dar. Der Krieg in der Ukraine ist im Unterricht des Jahrgangs Sommer gegenwärtig. Die Fähnriche lernen die verschiedenen strategischen Gesichtspunkte der Landesverteidigung – aufgezeigt am Krieg in dem Land, in dem Emil Sommer einst seinen militärischen Werdegang begann. Heute sagt Jahrgangskommandantin Julia Wenninger: „Ein Jahrgangsname wird nicht ohne Grund gewählt.“ Ihre Fähnriche seien „Allrounder, die Brücken schlagen können“, meint sie. Brücken, wie sie einst auch Emil Sommer schlug, der in Kirchschlag Geschichte schrieb.