Karl Merkatz als junger Bursche; das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte er in Kirchau (Gemeinde Warth) / Foto: Archiv Merkatz

Ende letzten Jahres verstarb die österreichische Schauspiellegende Karl Merkatz im Alter von 92 Jahren. Dass Merkatz gebürtiger Wiener Neustädter war, ist wohl den meisten bekannt. Er hatte aber auch eine Verbindung zur Buckligen Welt, genauer gesagt nach Kirchau, wo er einige Zeit während des Zweiten Weltkriegs verbrachte.

Karl Merkatz war nicht nur gebürtiger Wiener Neustädter und Ehrenbürger, er blieb auch Zeit seines Lebens mit der Stadt verbunden – ob mit der Serie „Spritzen-Karli“, die hier gedreht wurde, oder bei zahlreichen künstlerischen Engagements. Der Volksschauspieler hatte aber auch eine Verbindung zur Buckligen Welt, die er im Rahmen der Lebensspuren-Bände rund um das Buchteam von Johann Hagenhofer beschrieb. Im Jahr 2006 schickte Merkatz dem Historiker einen umfangreichen schriftlichen Bericht unter dem Titel „Wie es war, in Kirchau!“ Im Regionsbuch I wurde ein Auszug dieses Berichts veröffentlicht, in dem vor allem das Alltagsleben beschrieben wurde. Auch im Zusammenhang mit dem Projekt „Krieg, Verfolgung, Flucht und Vertreibung“ schilderte er unter dem Titel „Kriegsende in Kirchau“ anschaulich die Erlebnisse in der kleinen Ortschaft. Ein Auszug wurde 2014 im Regionsbuch III von Johann Hagenhofer und seinem Buch-Team veröffentlicht.
Merkatz kam mit seiner Familie im Oktober 1943 nach Kirchau (Gemeinde Warth) nachdem Wiener Neustadt zum Ziel massiver amerikanischer Bombenangriffe geworden war. Die Familie fand Unterschlupf bei Familie Gruber, wo Merkatz das Landleben kennenlernte.

Als Stadtkind auf dem Bauernhof

Gleich gegenüber befand sich der Bauernhof der Familie Spies, zu der auch zwei Buben unter zehn Jahren gehörten. Zu Fuß, mit dem Fahrrad und im Winter mit „den ersten Brettln“ ging es für Merkatz und die anderen Kinder in die Schule nach Scheiblingkirchen, in Kirchau war Merkatz als Ministrant aktiv.

In seinem Brief an Johann Hagenhofer erinnerte er sich auch an das erste Weihnachten am Land: „Die Weihnachtsmette war noch zu Mitternacht. Straßenlaternen gab es nicht, die Sterne glitzerten und blinkten und vermischten sich mit den Laternen der zur Christmette kommenden Menschen, welche von den Höhen durch die Wälder, auf Wegen über die Hänge, ins Tal herunter kamen.“

Auch an die Zeit, als Lebensmittel immer mehr rationiert wurden, erinnerte sich Merkatz.
„Mit Luri waren wir gemeinsam Kühe hüten, Heu treten. Mit den Ochsen die Erdäpfel einfahren, Stall ausmisten und sonstige kleinere Arbeiten verrichtend. So war Frau Spies nicht kleinlich und versorgte uns immer wieder mit Erdäpfeln, mit einem Stück Speck und nach einem Sautanz auch mit etwas Fleisch. Milch holte ich jeden Abend und Mutter machte aus dem Rahm Butter.“

Bis zum Ende des Kriegs blieb die Familie Merkatz in Kirchau. Der spätere Schauspieler erinnerte sich an amerikanische Flieger, die über sie hinwegflogen und auch an die Zeit, als die Russen die Region erreichten. Und an einen Soldaten, der direkt über seinem Kopf in die Wand schoss. Jahrzehnte später besuchte der Schauspieler noch einmal den Bauernhof der Familie Spies. Die Kugel steckte noch immer in der Wand.