Regionsobfrau und Warther Bgm. Michaela Walla mit Christian Silhanek von der FF Warth, der bei der Erhebung dabei ist /
Foto: Gemeinde Warth

Dass Extremwetterereignisse wie etwa Starkregen und damit einhergehende Hochwasserkatastrophen aufgrund des Klimawandels in Zukunft zunehmen werden, darüber sind sich die Experten weitgehend einig. Was passiert also im Falle eines solchen Szenarios? Worum müssen sich die Einsatzkräfte am dringendsten kümmern, wo lauern die größten Gefahren und wo wird Hilfe wahrscheinlich am dringendsten benötigt? Genau diesen Fragen geht man derzeit im Zuge der Erstellung eines detaillierten Sonderkatastrophenschutzplanes nach. Auch entlang der Pitten in der Buckligen Welt will man so bestmöglich für den Ernstfall gerüstet sein.

Viele haben wohl noch die Bilder der letzten verheerenden Schäden durch das Hochwasser im Jahr 2019 rund um Warth im Kopf. Selbst das Bundesheer musste damals ausrücken, um bei der Behebung der Hochwasserschäden zu helfen. Noch schlimmer waren die Bilder aus dem deutschen Ahrtal vom Juli 2021, als die Flutkatastrophe über 130 Menschenleben forderte.

Szenarien, die man niemals erleben möchte. Und dennoch muss man davon ausgehen, dass solche Extremwetter-
ereignisse durch die globale Erwärmung häufiger und heftiger werden. „Bei der Hochwasserkatastrophe in Deutschland gab es damals kein Alarmierungssystem. Ebenso wenig wie bei uns“, so Bürgermeisterin Michaela Walla.

Das soll sich aber nun ändern. In Zusammenarbeit mit der Abteilung Feuerwehr und Zivilschutz (IVW4), der Abteilung Wasserbau (beide NÖ Landesregierung), der Bietergemeinschaft Hydro-Ingenieure/ Perzplan (Planungsbüros) und Einsatzkräften wird derzeit an einem Hochwassersonderkatastrophenschutzplan gearbeitet. Ein etwas sperriges Wort, hinter dem aber ein detailliertes System steckt, das im Ernstfall nicht nur einen genauen Einsatz-Fahrplan bieten, sondern im schlimmsten Fall auch Menschenleben retten soll.

An der Pitten und ihren Zuflüssen wird bereits seit Jahrzehnten versucht, Hochwasserschutzmaßnahmen umzusetzen. Einiges ist auch bereits passiert, etwa mit dem Rückhaltebecken in Olbersdorf und den linearen Maßnahmen in Grimmenstein sowie den aktuellen Arbeiten entlang des Haßbachs seitens der Wildbachverbauung. In den meisten Fällen ist dafür die Zustimmung der Grundeigner erforderlich – und da gestaltet es sich oft schwierig.

Einsatz-Checkliste

Mit den jüngsten Ereignissen in Deutschland im Hinterkopf stellte man sich allerdings die Frage: Was ist die Verantwortung der Gemeinde? „Mithilfe des Sonderkatastrophenschutzplans versuchen wir, im Hochwasserfall die Bevölkerung bestmöglich zu schützen“, so Robert Nock von der Abteilung Wasserbau. Dabei gehe es nicht um bauliche Maßnahmen, sondern darum, dass die Feuerwehren im Falle einer Katastrophe einen genauen Einsatzfahrplan haben, nach dem sie vorgehen.

Daher werden nun von einigen Mitgliedern der Feuerwehren entlang der Pitten in Zusammenarbeit mit den beiden Planungsbüros Checklisten erstellt. „Anhand dieser Checklisten soll dann genau ersichtlich sein, wo beispielsweise als Erstes Sandsäcke aufgeschlichtet werden müssen, wer evakuiert werden muss, welche Bauernhöfe im Katastrophenfall unter Wasser stehen und deren Tiere gerettet werden müssen, welche Straßen überflutet werden oder auch wo im schlimmsten Fall Platz für ein Zeltlager ist. In erster Linie geht es aber darum, bestmöglich Menschenleben zu retten“, so Nock.

Überflutungsbild

Um zu wissen, welche Auswirkungen beispielsweise ein hundertjährliches Hochwasser auf die Gemeinden und einzelne Häuser entlang der Pitten hat, wurde ein detailliertes Überflutungsbild erstellt. Anhand dessen wird nun auch geschaut, welche Häuser besonders betroffen wären und was darin zur Gefahr werden könnte. „Die Checklisten dienen auch dazu, das Gefährdungspotenzial aufzuzeigen. Ob also zum Beispiel Gasflaschen oder Öltanks in Kellern lagern, die dann überflutet werden. Und letztendlich geht es bei den betroffenen Häusern auch darum, ein Bewusstsein für diese Gefährdungslage zu schaffen“, erklärt der Experte. Gleichzeitig sind die Vertreter der Feuerwehren auch darin geschult, praktische Tipps zu geben.

Praktische Übung

Für Robert Nock ist diese Erhebung nun ein wichtiger Schritt, damit die Feuerwehren, die im Ernstfall nun mal an vorderster Front im Einsatz sind, bestens vorbereitet sind und jeder genau weiß, was wann und wo zu tun ist – durch konsequentes Einhalten der jetzt erarbeiteten Checklisten. „Und im Idealfall spielen die Feuerwehren ein solches Szenario einmal jährlich durch, um dafür gewappnet zu sein.“