Ers­tes Pro­be­sit­zen auf der Büh­ne des Sco­na­ri­ums in Bad Schön­au: Die neue Fes­ti­val-Lei­te­rin Tes­sa Erker-Teget­t­hoff mit
Bür­ger­meis­ter Feri Schwarz / Foto: Rehberger

Vom 7. bis 11. Juni gas­tiert das Inter­na­tio­na­le Sto­rytel­ling­fes­ti­val mit Fabel­haft Nie­der­ös­ter­reich auch wie­der in Bad Schön­au. Neu sind dabei nicht nur Pro­gramm­punk­te wie die Mär­chen­wan­de­rung, son­dern auch die Fes­ti­val­lei­tung. Erzähl-Groß­meis­ter Fol­ke Teget­t­hoff, der erst im Jahr 2019 sein 40-jäh­ri­ges Büh­nen­ju­bi­lä­um fei­er­te, hat die Lei­tung letz­ten Herbst an sei­ne Toch­ter Tes­sa Erker-Teget­t­hoff über­ge­ben. Die­se will heu­er mit bewähr­tem Kon­zept und fri­schem Wind durchstarten.

Jün­ger, pep­pi­ger, fre­cher in der Dar­stel­lung, das waren die Vor­ga­ben, die Tes­sa Erker-Teget­t­hoff an sich und ihr klei­nes Team an enga­gier­ten Kol­le­gin­nen gestellt hat, als sie als neue Fes­ti­val-Lei­te­rin durch­star­te­te. Dass die­ser Tag kom­men wür­de, war eigent­lich schon die letz­ten Jah­re klar, als sie im Hin­ter­grund eine lei­ten­de Rol­le in der Orga­ni­sa­ti­on gespielt hat. Als es tat­säch­lich so weit war, war sie dann doch über­rascht: „Wäh­rend einer Auto­fahrt von einem Fes­ti­val­ort zum nächs­ten hat mir mein Vater letz­tes Jahr eröff­net, dass es sein letz­tes Fes­ti­val sein wird, das er auch orga­ni­siert, und hat mich gefragt, ob ich es ganz über­neh­men wer­de. Ich war gera­de in Karenz, hat­te einen ande­ren Job in Ber­lin und eigent­lich nicht damit gerech­net, dass ich mich so schnell ent­schei­den muss. Schließ­lich habe ich aber schnell gesagt: Ja, ich mach’s“, erin­nert sich Erker-Tegetthoff.

Sie stell­te sich der Her­aus­for­de­rung, trotz zwei­er klei­ner Kin­der und Wohn­orts Ber­lin. Natür­lich stand auch die Fra­ge im Raum, ob ihr Vater, der das Fes­ti­val immer­hin 36 Jah­re lang orga­ni­siert hat, so ein­fach los­las­sen kann. Er kann: „Mein Vater war von Tag eins an voll­kom­men raus und hat uns unser Ding machen las­sen. Beim Fes­ti­val ist er natür­lich als Künst­ler dabei“, so die neue Lei­te­rin. Neu waren für sie und ihr drei­köp­fi­ges Orga­ni­sa­ti­ons­team vor allem die unter­neh­me­ri­schen Fra­gen. Für das künst­le­ri­sche Pro­gramm zeich­net sie bereits seit Jah­ren ver­ant­wort­lich. Mit der neu­en Gene­ra­ti­on am Ruder soll nun die Ziel­grup­pe etwas ver­jüngt wer­den. Unter dem Mot­to „a magi­cal expe­ri­ence“ soll die gesam­te moder­ne, auf­re­gen­de Viel­falt des Geschich­ten­er­zäh­lens abge­bil­det werden.

Von der Erzähl­kunst zu erzäh­len­den Künsten

Als Fes­ti­val der Erzähl­kunst wur­de das Inter­na­tio­na­le Sto­rytel­ling-Fes­ti­val mit Stand­or­ten in Graz, Bruck an der Mur, Vor­au, Bad Rad­kers­burg und Bad Schön­au ins Leben geru­fen. In den letz­ten zehn Jah­ren hat es sich dann immer mehr hin zu einem Fes­ti­val der erzäh­len­den Küns­te ent­wi­ckelt, bei dem auch Musi­ker, Akro­ba­ten und Pan­to­mi­men mit ihrer Kunst Geschich­ten erzäh­len. Hin­zu kam das Figu­ren- oder Schat­ten­thea­ter. Seit das Fes­ti­val Fabel­haft NÖ in Bad Schön­au ein fixer Bestand­teil des Ver­an­stal­tungs­ka­len­ders gewor­den ist, wur­den auch immer mehr deutsch­spra­chi­ge Erzäh­ler mit an Bord geholt. Das will man in den kom­men­den Jah­ren noch ausweiten.

„Mei­ne Idee für Bad Schön­au war, Alt­be­währ­tes mit neu­en Pro­gramm­punk­ten zu ergän­zen. Die lan­ge Nacht der erzäh­len­den Küns­te bleibt daher erhal­ten, ergänzt um neue Pro­g­ram­punk­te, etwa das Mär­chen­wan­dern, das wir heu­er erst­mals im Pro­gramm haben“, so Erker-Teget­t­hoff. Ihr Ziel ist es auch, mehr Frau­en auf die Büh­ne zu brin­gen. Daher steht das heu­ri­ge Fes­ti­val auch unter dem Mot­to „fema­le sto­rys“. „Gleich­be­rech­ti­gung ist nicht nur ein The­ma für die klas­si­sche Arbeits­welt, son­dern auch für die Kul­tur. Auch bei unse­ren Fes­ti­vals waren im Schnitt nur 20 Pro­zent der Künst­ler Frau­en. Das wol­len wir ab sofort ändern“, so die Lei­te­rin. 50 Künst­ler, davon 30 Frau­en, prä­sen­tie­ren heu­er ihre Erzähl­kunst in unter­schied­lichs­ten Facetten.