Wal­pers­bachs Bür­ger­meis­ter Peter Lie­la­cher / Foto: Schwendenwein

Peter Lie­la­cher ist seit dem Vor­jahr neu­er Bür­ger­meis­ter in Wal­pers­bach. Im Gespräch mit dem „Boten“ sprach er über sein Amts­ver­ständ­nis, die Spu­ren sei­nes Vor­gän­gers und neue Plä­ne für den Ort.

Bote: Sie sind seit zehn Mona­ten Bür­ger­meis­ter von Wal­pers­bach. Wie groß sind die Fuß­stap­fen, in die Sie getre­ten sind?
Peter Lie­la­cher: Ich habe mich nicht ins kal­te Was­ser stür­zen las­sen. Im Prin­zip stand es ja schon drei Jah­re vor­her fest, dass ich das Amt über­neh­men wer­de – auch Coro­na ist mir ein wenig zugu­te­ge­kom­men – so konn­te ich schon über die Schul­ter schau­en. Und dadurch, dass ich schon 20 Jah­re Gemein­de­rat war, war es eigent­lich ein naht­lo­ser Über­gang von mei­ner Sei­te her.

Bote: Sie sind einem der längst­die­nen­den Bür­ger­meis­ter des Lan­des nach­ge­folgt. Macht sich das nicht bemerk­bar?
Lie­la­cher: Es hat sich auf unter­schied­li­che Wei­se bemerk­bar gemacht. Bei der älte­ren Gene­ra­ti­on habe ich schon gemerkt, dass ich dar­auf ange­spro­chen wur­de: ‚Bleibt eh alles so, wie es beim Franz [Breit­sching, Anm.] war?‘ Das war natür­lich eine ein­ge­fah­re­ne Sache. Bei der mitt­le­ren und jun­gen Gene­ra­ti­on hab ich natür­lich schon gespürt: Da ist jetzt eine neue Per­son, da gibt es jetzt neue Ideen. Die Gene­ra­tio­nen ändern sich und die Ansprü­che sind ganz ande­re und auf den Zug bin ich jetzt aufgesprungen.

Bote: Was ändert sich dadurch?
Lie­la­cher: Ver­än­dern kann man nichts so schnell, aber es gibt natür­lich schon in allen Berei­chen Neue­run­gen. Zum Bei­spiel füh­ren wir eine City­App ein. Das ist etwas ganz Moder­nes. Das spricht die Jugend an, denn heu­te schaut sich nie­mand mehr eine Home­page an. Heu­te will man schnell infor­miert wer­den. Auf der App wird alles drauf sein, was es in Wal­pers­bach gibt: Ver­ei­ne, Feu­er­wehr, Unter­neh­men, Pfar­re, Schu­le, Kin­der­gar­ten, Gemein­de. Ich brin­ge die Bot­schaft in kür­zes­ter Zeit an die Bevöl­ke­rung. Mir ist das wich­tig, dass das vor allem in der Gemein­de funk­tio­niert. Das ist ein Punkt. Ein wei­te­rer ist: Ich habe in Wal­pers­bach den Luxus und das Pro­blem, dass wir mitt­ler­wei­le um die 90 Woh­nun­gen haben und sich im Kin­der­gar­ten über 60 Kin­der in vier Grup­pen befin­den, wovon zwei aber ein Pro­vi­so­ri­um sind. Das heißt, wir müs­sen bis 2027 einen zwei­grup­pi­gen Kin­der­gar­ten dazu­bau­en. Det­to in der Schu­le. Mit über 60 Kin­dern ab Herbst wird die Schu­le zu klein. Die Nach­mit­tags­be­treu­ung müs­sen wir groß aus­bau­en. Das begann vor zehn Jah­ren mit drei Kin­dern, mitt­ler­wei­le sind es mehr als 30. Das erfor­dert bau­li­che Ände­run­gen. Wir haben auch das Pro­blem, dass die Musik­schu­le kei­ne Räum­lich­kei­ten hat. Da sind wir dabei, die­se Räum­lich­kei­ten zu schaf­fen. Ich den­ke, dass ein sol­ches Ange­bot in der Volks­schu­le auch wich­tig ist, damit die Eltern nicht am Abend noch in eine ande­re Ort­schaft für den Musik­un­ter­richt müs­sen. Puh, da gibt es so viel …

Bote: Da haben wir ja nun schon über die Zukunfts­pro­jek­te gespro­chen. Was sind die der­zeit drän­gends­ten Din­ge?
Lie­la­cher: Auf jeden Fall die Ver­ga­be neu­er Stra­ßen­na­men. Bis­her wur­den zwar immer neue Num­mern für neue Häu­ser ver­ge­ben, eini­ge Stra­ßen haben aber nur inof­fi­zi­el­le Namen. Das ver­wirk­li­chen wir 2023. Das ist natür­lich von der büro­kra­ti­schen Sei­te her ein gro­ßer Auf­wand.
Wir sind hier natür­lich auch sehr beengt mit der Gemein­de. In den letz­ten 35 Jah­ren ist auf die Infra­struk­tur im Ort sehr geschaut wor­den, und ich habe jetzt das Pro­blem, dass uns alles zu klein wird. Wir wol­len ein neu­es Gemein­de­amt bau­en, beglei­te­tes Woh­nen und einen Nahversorger.

Bote: Stich­wort Orts­zen­trum: Die Gerüch­te­kü­che hat dies­be­züg­lich in den letz­ten Jah­ren ja immer wie­der ordent­lich gekocht: Vom Ver­kauf an einen Wohn­bau­trä­ger war die Rede. Wird das neue Gemein­de­amt hier gebaut und bleibt der bestehen­de Nah­ver­sor­ger am Stand­ort?
Lie­la­cher: Ja, wenn wir das Grund­stück bekom­men. Wir wol­len, dass der Nah­ver­sor­ger am Stand­ort bleibt und die Ver­eins­struk­tur auf­recht­bleibt. Wir haben das Grund­stück der­zeit noch nicht erwor­ben, aber es ist beabsichtigt.

Bote: In der Gemein­de ist vie­les neu: neu­er Bür­ger­meis­ter, neue Amts­lei­te­rin und wegen des Todes von Franz Schmid auch ein neu­er Vize­bür­ger­meis­ter. Wie gestal­tet sich der­zeit die Arbeit in Wal­pers­bach?
Lie­la­cher: Beim Hea­ring der neu­en Amts­lei­te­rin war ich vor ein­ein­halb Jah­ren schon dabei. Da bin ich auch super­zu­frie­den. Sie kommt aus der Pri­vat­wirt­schaft, hat ganz ande­re Ansät­ze. Aber es sind natür­lich vie­le Ver­än­de­run­gen, die wir durch­ma­chen. Wir haben des­we­gen auch eine neue Mit­ar­bei­te­rin für das Rech­nungs­we­sen auf­ge­nom­men. Auch die Zusam­men­ar­beit mit dem Gemein­de­rat funk­tio­niert sehr gut, bis auf die Tat­sa­che, dass der Vize­bür­ger­meis­ter viel zu früh ver­stor­ben ist. Nach einem hal­ben Jahr waren wir schon ein ein­ge­spiel­tes Team. Wir konn­ten Kom­pe­ten­zen tei­len. Das fiel plötz­lich weg. Mit sei­nem Nach­fol­ger Mar­tin Hend­ling habe ich aber wie­der einen kom­pe­ten­ten Mann, die Zusam­men­ar­beit funk­tio­niert gut.

Bote: Sie haben gesagt, dass Sie die Kri­se dazu genutzt haben, um sich auf Ihr Amt vor­zu­be­rei­ten. Wie schwie­rig ist es nun, einen „nor­ma­len” All­tag in der Gemein­de­füh­rung zu leben?
Lie­la­cher: Es läuft im Prin­zip wie­der so wie vor der Kri­se, viel­leicht aber mit schwie­ri­ge­ren Vor­aus­set­zun­gen, weil die Kri­se natür­lich das Leben eines jeden Ein­zel­nen schon ver­än­dert hat.

Bote: Gibt es etwas, das Sie sich von Ihrem Vor­gän­ger abschau­en oder gehen Sie ganz neu an das Amt her­an?
Lie­la­cher: Ich erfin­de das Rad sicher nicht neu. Ich kann mich natür­lich auf eine gute Infra­struk­tur ver­las­sen. Wir hat­ten etwa schon vor zehn Jah­ren LED-Beleuch­tung. Da hat Franz Breit­sching die Din­ge zeit­ge­mäß auf­ge­grif­fen. Wenn man 35 Jah­re für etwas Zeit hat, kann man vor­aus­schau­en­der pla­nen. Das sind Berei­che, bei denen ich weiß, dass ich in den nächs­ten Jah­ren nicht viel angrei­fen muss. Dadurch kann ich neue Bedürf­nis­se, die an mich her­an­ge­tra­gen wer­den, bedienen.

Wie lan­ge blei­ben Sie dann Bür­ger­meis­ter?
Lie­la­cher: Zehn Jah­re. Län­ger nicht. Es kommt dann eine nächs­te Gene­ra­ti­on, die hat ande­re Bedürf­nis­se, ande­re Vor­stel­lun­gen, das muss man dann akzep­tie­ren – und ein fri­scher Wind kommt so auch herein.