Zeichnung: Michael Trimmel / Foto: Gemeinde Edlitz

Sagen und Legenden aus früherer Zeit haben immer einen Hauch von Mystik und faszinieren die Menschen daher auch heute noch. Sie für die Nachwelt zu erhalten, ist zum Glück einigen Menschen ein Anliegen – in Worten und Bildern.

Heute widmen wir uns der Wehrkirche in Edlitz, die zu den besterhaltensten zählt, und dem dazugehörigen Friedhof. Das spätgotische Bauwerk wurde um 1480 aus Sandstein erbaut und weist stilmäßig Merkmale der Wiener Dombauschule auf. Kunsthistorisch bedeutend ist auch das Tor, welches von der Bergseite in den inneren Bereich des Pfarrhofes führt. Erhalten sind ebenfalls Gusserker, Schießscharten, Wehrobergeschoß sowie die ehemalige Zisterne unter dem Kirchenfußboden und Mauerreste der ehemaligen Wehrmauern. Die Kirche bildet den Start für die Wehrkirchenstraße.

Natürlich gibt es auch einen Friedhof, der sich damals allerdings gleich neben der Kirche befand und erst im 19. Jahrhundert aus Platzmangel an den heutigen Standort verlegt wurde. Dazu wird eine gruselige Sage überliefert:

„Leben und Tod lagen in früher Zeit näher beieinander, als wir uns das heute vorstellen können. Mitten im Ort, rund um die kleinen Dorfkirchen, lagen die Friedhöfe – auf ihnen lagen die Toten begraben. Und gleich daneben war meistens ein Wirtshaus, in dem getrunken, gelacht und das Leben gefeiert wurde. So war es auch in Edlitz, im Gasthaus ,Zum Schwarzen Adler’, und eine junge, schwarzhaarige und kecke Kellnerin trug wesentlich dazu bei. Sie hatte ein freches Mundwerk, das sie wohl auch bei ihrer Arbeit brauchte. Mit den Edlitzer Männer und Burschen, die zu ihr ins Wirtshaus kamen, trieb sie manchen Schabernack – und diese mit ihr.

Eines Abends, es war kurz vor Mitternacht, kam eine lustige Runde auf eine – nun ja: Schnapsidee. Sie wollten prüfen, ob hinter den großen Worten der Kellnerin auch großer Wagemut steckte und schlugen eine Wette vor: Sie solle doch auf den nahe gelegenen Friedhof gehen, eines der wackligen Grabkreuze bringen und dieses auf den Wirtshaustisch legen. Nichts schien ihr leichter als das, und so ging sie in die finstere Nacht hinaus. Mit dem letzten Glockenschlag um Mitternacht war sie zurück und warf ein Kreuz auf den Tisch.

Die Männer waren zwar beeindruckt, forderten aber mehr: Brächte sie das Kreuz nun wieder zurück, würde sie per Orden und Dekret als tapferste Kellnerin im Ort gekürt. Ihr wurde zwar etwas bang, aber dennoch ging sie mit dem Kreuz unterm Arm wieder zum Friedhof. Nachdem sie seltsam lange fortblieb, hielt die Runde Nachschau. Als sie auf den Gottesacker kamen, erschraken sie zutiefst: Die Kellnerin lag tot auf einem frischen Grabhügel. Sie hatte beim Hineinstecken des Kreuzes ihre Schürze mit in die Erde gebohrt. Im panischen Irrglauben, der (Un-)Tote im Grab halte sie fest, um sie nach unten zu ziehen, hat sie wohl der Schlag getroffen …“

(Quelle: Phantastische Sagenreise durch die Bucklige Welt)