Johanna Jeitler in ihrem Garten, die Blumensäule und das Erinnungsbuch waren Abschiedsgeschenke zu ihrer Pensionierung; im Hintergrund die Pfarrkirche, in der sie seit 32 Jahren als Mesnerin im Einsatz ist / Foto: Rehberger
Sie hat als Lehrerin an der MS Scheiblingkirchen nicht nur 43 Jahre lang Jugendliche ein Stück ihres Lebenswegs begleitet, sondern steht seit 32 Jahren auch als Mesnerin der Pfarre Haßbach Kindern und Jugendlichen zur Seite. Die „Botin“ traf Johanna Jeitler, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz für junge Menschen in der Region eine ganz besondere Botin ist.
Dass der Elternsprechtag an der NMS Scheiblingkirchen nicht zur Plauderstunde über vergangene Zeiten wird, war wohl nicht immer ganz einfach – kein Wunder, viele Eltern von Schülern, die Johanna Jeitler bis zu ihrer Pension im Jahr 2021 in Deutsch und Geschichte unterrichtet hat, waren selbst bei ihr in die Klasse gegangen. „Pro Person zehn Minuten, hat mir der Direktor vorher noch eingebläut“, lacht Jeitler. Trotzdem standen die Eltern Schlange vor ihrer Türe. Das ist sicherlich ihrer fröhlichen, positiven Art geschuldet. Aber man spürt auch, dass sie als Lehrerin für ihre Fächer brannte. Wie würde sie sich selbst als Lehrerin beschreiben? „Sicherlich als sehr humorvoll, bei jedem Spaß dabei, aber auch sehr ehrgeizig was meine eigenen Gegenstände betraf. Mit einer gewissen Strenge, aber immer mit der spürbaren Liebe zu meinem Beruf und den Schülern“, so Jeitler.
Auch das Miteinander unter den Kollegen sei einzigartig gewesen: „Die Schule war wie eine Familie – mit einem Leiter mit ganz viel Herz. Sonst hätte er auch nicht nach Scheiblingkirchen gepasst“, ist Jeitler überzeugt. So hat sich Direktor Bernhard Brunner auch dafür eingesetzt, dass sie im Jahr ihrer Pensionierung das Schuljahr noch abschließen konnte. „Das war mir sehr wichtig, aber eigentlich hätte ich schon im März in Pension gehen sollen, mit 65. Dank der Bemühungen des Direktors konnte ich meine Schüler aber dann doch bis zum Schulschluss begleiten.“
Einzigartige Erinnerungen
Wer so lange unterrichtet und dabei mit unterschiedlichsten Charakteren mitten in ihrer Entwicklung zu tun hat, der sammelt so manche Erinnerungen. Johanna Jeitler könnte wohl mehrere Bücher mit Anekdoten füllen. Zwei Erlebnisse sind ihr aber besonders in Erinnerung geblieben. „In meinem ersten Dienstjahr, bevor ich nach Scheiblingkirchen kam, unterrichtete ich an der Schule in Sankt Aegyd am Neuwalde. Ich war als Pädagogin noch völlig unbelastet, hatte wenig praktische Erfahrung, war aber sehr sicher. Beim Elternsprechtag einer dritten Klasse erzählte mir eine Mutter, ihr Sohn habe gesagt: ‚Die Frau Lehrerin Jeitler kommt sicher von einem Bauernhof, weil die ist die Einzige, die mich nicht benachteiligt.‘ Das ist mir so in Erinnerung geblieben, weil ich nie etwas mit dem landwirtschaftlichen Leben zu tun hatte, aber mir war immer wichtig, jeden gleich zu behandeln und auf jedes einzelne Kind einzugehen.“
Sehr berührend blieb ihr auch die Reaktion der Kinder in Erinnerung, als kurz vor ihrer Pensionierung durch die Pandemie das Maskentragen in der Klasse zum täglichen Bild gehörte. „Ich habe einmal kurz die Maske runtergenommen, vielleicht weil mich die Nase gejuckt hat, und plötzlich haben alle Kinder geklatscht und gesagt: ‚Jetzt sehen wir endlich wieder ihr liebes Gesicht.‘“
Die Mesnerin von Haßbach
Johanna Jeitler ist auch seit 32 Jahren als Mesnerin in der Pfarre Haßbach für die liebevolle Gestaltung rund um Messen und Feierlichkeiten verantwortlich. Dabei hat sie sich zunächst mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, die Aufgabe zu übernehmen. „Erst als der damalige Pfarrer leicht beleidigt gemeint hat ‚Und wenn ich immer nein sagen würde, dann hättet ihr keinen Pfarrer mehr‘, habe ich mich dazu entschieden es zu machen“, erinnert sich Jeitler.
Eine Aufgabe, die sie mit viel Engagement und Herzblut auch heute noch betreibt. Legendär sind mittlerweile die vielen Rollenspiele und Theaterstücke, die sie mit den jungen Ministranten einstudiert hat. Bestehende Textvorlagen schreibt Jeitler dabei so um, dass sie einen Bezug zur Region haben. Seinen Anfang nahm dieses Engagement im Jahr 1999, als der neue Pfarrer, der aus Polen kam, Jeitler bat, ihn aufgrund der Sprachbarriere bei den richtigen Formulierungen zu unterstützen.
In den mehr als drei Jahrzehnten hat sich natürlich auch einiges verändert. „Ich hatte zu Beginn rund 30 Ministranten, derzeit sind es elf. Das liegt aber nicht am mangelnden Interesse, sondern es gibt einfach weniger Kinder“, so Jeitler. Diese sind aber immer mit Begeisterung dabei und helfen auch gerne noch aus, nachdem sie die Zeit als Ministranten längst hinter sich gelassen haben.
Jeden letzten Sonntag im Monat gestaltet sie mit den jungen Menschen eine Kindermesse, mit Lesung, Fürbitten und Predigt, entweder in Form eines Rollenspiels oder als Geschichte mit einer Präsentation. Alle Infos zu den nächsten Terminen findet man im Internet unter pfarrehassbach.at.