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In einer Welt voller Leistungsdruck geht es in erster Linie darum, besser und größer zu sein als jemand anderer. Evolutionsbedingt ist das vollkommen nachvollziehbar, denn schließlich wird man als Schlechterer einfach gefressen.  Dieser innere Trieb hat sich offenbar nicht mit allen anderen Errungenschaften mitentwickelt, weswegen der Mensch noch immer dem Darwin’schen Gesetz frönt. Aber woran orientiere ich mich, wenn ich besser sein will? Ein Beispiel: Der Einzige, der besser ist als jemand, der das teuerste Auto hat, ist der, der das teuerste Auto billiger bekommen hat. Ein Paradoxon. Besser ist man auch, wenn man artig gewisse Normen erfüllt, unabhängig von den Magengeschwüren, die man als Geschenk fürs „Nicht auf sich selbst“-Horchen gratis dazubekommt. Wo ist das gesunde Bauchgefühl hingekommen? Warum orientiert man sich woanders und nicht an sich selbst? Jede Blume blüht neben Tausenden anderen schönen Blumen. Einfach. Für sich. So gut sie kann.

In der Entwicklung sollte man sich an sich selbst orientieren, morgen besser als heute zu sein, in kleinen regelmäßigen Schritten. Denn auch die Selbstoptimierung ist keine Modeerscheinung, sondern ein innerer Trieb, dem viele vielfach unterworfen sind. Aber: Morgen noch genau derselbe zu sein, ist auch voll okay.

Ja natürlich gibt es Standards, an denen man sich orientieren soll / muss / kann. Wenn man das will. Philharmoniker zum Beispiel. Da muss man „all in“ gehen und durchaus artig sein, um groß zu werden. Vergessen wir aber nicht, dass es dazwischen auch immer individuelle Wege gibt. Liebe Eltern und pädagogische Kollegen, das ist ein Wink mit dem Zaunpfahl. Es ist etwas anderes, die eigene Großartigkeit anzustreben, als danach zu streben, besser als jemand anders zu sein. Was das mit Kunst zu tun hat? Alles. 

Ein zufriedenes neues Jahr wünscht herzlichst,
Roman Josef Schwendt

brief@romanjosefschwendt.com