Die Gruppe aus Lanzenkirchen im Palais Coburg / Fotos: Gemeinde Lanzenkirchen, Schwendenwein

Lanzenkirchen will mit seiner Bourbonen-Geschichte an einem internationalen Förderprojekt teilnehmen. Historiker Günter Fuhrmann zeigt bereits jetzt ungewöhnliche Perspektiven in der Geschichtserzählung auf.

Lanzenkirchen als Tor für ein einzigartiges royales Erlebnis in der ganzen Region: So sieht Historiker und Kultur-Tourismus-Experte Günter Fuhrmann die Gemeinde, deren Geschichte eng an jene des französischen Königshauses geknüpft ist. Eine Geschichte, in die Fuhrmann in den vergangenen Jahren immer tiefer eingetaucht ist, um der Gemeinde so auch bei der neuen Entwicklung ihrer Bourbonen-Identität unter die Arme zu greifen. 

Der im Exil lebende König Heinrich V. hatte als Graf von Chambord einst in Frohsdorf eine Heimat gefunden und es sich zur Aufgabe gemacht, den Ort nach seinen Vorstellungen mitzugestalten. Hauptanliegen war ihm die Bildung. Bis heute zeugt der Schulcampus Sta. Christiana davon. 

Die ehemalige Knabenschule, die später zum Gemeindeamt wurde und derzeit nicht genutzt wird, soll jetzt eine zentrale Rolle für neue Ambitionen der Gemeinde spielen. Gemeinsam mit der Gemeinde Wilfersdorf und Partnern aus der Slowakei will Lanzenkirchen ein Interreg-Projekt einreichen, um ein interaktives Museum zu errichten. Wilfersdorf hat bereits ein Museum, in dem die Familiengeschichte der Liechtensteiner gezeigt wird, in der Slowakei geht es um Orte im Kreis Bratislava und Trnava wie das Schloss Malacky. Die Geschichte der Adelsgeschlechter soll auf diese Weise nicht nur im niederösterreichischen Kontext, sondern auch im innereuropäischen begreifbar werden. 

Gemeinsame Wurzeln 

„Wenn wir nicht wollen, dass uns Europa um die Ohren fliegt, müssen wir auf die gemeinsamen Wurzeln blicken“, erklärt Fuhrmann, wieso er sich so intensiv mit der Geschichte der Adelsgeschlechter auseinandersetzt. Immerhin gäbe es immer wieder neue Aspekte zu entdecken. 

Wie spannend diese sind, schildert Fuhrmann immer wieder bei Ausstellungen oder in Vorträgen. Davon durfte sich zuletzt auch eine Gruppe aus Lanzenkirchen überzeugen, die im Wiener Palais Coburg vom Historiker durch die Ausstellung über Clementine d’Orléans geführt wurden. Die „Royale Influencerin“, so der Name der Ausstellung, war die erste Bewohnerin des Palais Coburg. Durch sie wurde Schloss Frohsdorf zum Schauplatz internationaler Geheimdienste und Diplomatie.

Auch die Komtur des St.- Georgs-Orden staunte bei einem Vortrag im Lilienhof von Martin Preineder nicht schlecht, als Fuhrmann ganz neue Blickwinkel auf die Geschichte der Könige und Kaiser Europas warf – alles im Geiste des französischen Königshauses und des Grafen von Chambord, der in Frohsdorf bis heute anhält. 

Reinald Wilczek, Heinrich Stickelberger, Christian Blazek, Günter Fuhrmann und Günther Schiefert beim Vortrag für den St. Georgs-Orden im Lilienhof