Immer wie­der ein High­light in sei­ner Kar­rie­re: Karl Jeit­ler aus Gra­fen­bach spiel­te bei 19 Neu­jahrs­kon­zer­ten als Posau­nist mit. Den Jah­res­wech­sel zu fei­ern, fiel fast immer aus. Ein ein­zi­ges Mal saß er mit Kopf­schmer­zen neben dem Schlag­werk, das war sei­ne letz­te aus­gie­bi­ge Fei­er. Auf dem Bild sitzt er in der zwei­ten Rei­he von oben als Zwei­ter von links. Ins­ge­samt gibt es sechs Posau­nen­spie­ler bei den Phil­har­mo­ni­kern und 150 Mit­glie­der. / Foto: Terry

Ein Phil­har­mo­ni­ker erzählt …

von | Mrz 14, 2018 | Archiv, Kul­tur und Genuss

Sogar eine Gas­se wur­de in sei­nem Hei­mat­ort Gra­fen­bach nach sei­ner beruf­li­chen Tätig­keit benannt, die Phil­har­mo­ni­ker­gas­se. Karl Jeit­ler, pen­sio­nier­ter Posau­nist, spiel­te 38 Jah­re bei den Wie­ner Phil­har­mo­ni­kern, 42 Jah­re in Orches­tern und seit sei­ner frü­hes­ten Jugend die Posau­ne. Er hat sich damit sei­nen Lebens­traum erfüllt.

Die Kon­kur­renz war groß, doch Karl Jeit­ler hat­te neben sei­ner Bega­bung und sei­nem Fleiß auch immer ein Quänt­chen Glück. „Ich war immer zur rich­ti­gen Zeit am rich­ti­gen Ort. Denn wäh­rend mei­ner acht­jäh­ri­gen Aus­bil­dung auf der Musik­aka­de­mie, die ich mir durch ein Sti­pen­di­um finan­zier­te, kam ich schon nach vier Jah­ren durch das Pro­be­spie­len an die Volks­oper, bald dar­auf zu den Wie­ner Sym­pho­ni­kern und schließ­lich 1974 zu den Phil­har­mo­ni­kern“, erin­nert sich Jeit­ler an das aus­ge­klü­gel­te Jury­sys­tem ( wo man hin­ter einem Vor­hang Pro­be spie­len muss­te) und an die vie­len Mit­be­wer­ber. „Schließ­lich gibt es nur sechs Posau­nis­ten. Wenn man Pech hat, muss man vie­le Jah­re war­ten, bis ein Platz frei wird“, so Jeitler.

Musi­ker-Gen liegt in der Familie

Sein Vater spiel­te die Posau­ne und Cel­lo, starb aber früh. Sein Onkel, der Kapell­meis­ter in Gra­fen­bach war und eben­falls Tenor­horn und Posau­ne spiel­te, lehr­te ihn die­se Instru­men­te ab sei­nem zwölf­ten Lebens­jahr und leg­te somit den Grund­stein für sei­ne Musi­ker­kar­rie­re, die er 2012 offi­zi­ell durch sei­ne Pen­sio­nie­rung beendete.

Übung macht den Meis­ter

„In der Musik­aka­de­mie habe ich täg­lich vier bis sechs Stun­den geübt. Im Orches­ter bekommt man durch das Spie­len die Rou­ti­ne. Man muss dann eben die Stü­cke üben“, meint Jeit­ler. Gespielt wird immer nach Noten, da die Stü­cke lang und kom­plex sind.

Mehr als hun­dert Kon­zert­rei­sen hat Jeit­ler mit den berühm­tes­ten Diri­gen­ten wie Bern­stein oder Kara­jan unter­nom­men. „Ein Kon­zert im Peters­dom mit dem Papst oder im Amphi­thea­ter, direkt unter der Akro­po­lis, das ver­gisst man nicht so schnell.“ Er hat mit dem Orches­ter die gan­ze Welt bereist, aber nie sei­ne Wur­zeln in Gra­fen­bach ver­ges­sen, wo er zehn Jah­re als Kapell­meis­ter das Regi­ment führte.

Diri­gent bei den Salz­bur­ger Festspielen

40 Tage im Jahr ver­brin­gen die Phil­har­mo­ni­ker in Salz­burg. Seit 13 Jah­ren gibt es eine Initia­ti­ve, bei der talen­tier­te jun­ge Blas­mu­si­kan­ten aus ganz Öster­reich die Chan­ce bekom­men, mit den Phil­har­mo­ni­kern ein Kon­zert zu spie­len. Diri­gent ist Karl Jeitler.

„Bei den Pro­ben geht es noch etwas holp­rig zu, aber durch die Arbeit mit den Pro­fis machen die Musi­ker einen gro­ßen Sprung nach vorn“, unter­streicht Jeit­ler die enor­me Wich­tig­keit der musi­ka­li­schen Jugendförderung.

In Japan spielt er Volks­mu­sik

Die Japan-Tour­nee war immer ein fixer Bestand­teil des Orches­ters, sei­ne Posau­ne kommt eben­falls von dort. „Ich habe vie­le Freun­de dort und wer­de immer wie­der ein­ge­la­den, um den Kin­dern und Jugend­li­chen die öster­rei­chi­sche Volks­mu­sik näher­zu­brin­gen“, freut sich Jeit­ler. Zwei­mal im Jahr ver­bringt er ein paar Wochen dort. Er kann auf Japa­nisch bereits Pro­ben ansa­gen, im Restau­rant Essen bestel­len oder Zug­ti­ckets kau­fen. Sei­ne Toch­ter zeich­ne­te in dem Buch „In Frack und Leder­ho­se“ die außer­ge­wöhn­li­che Geschich­te ihres Vaters und Welt­klas­se-Musi­kers auf. Der Frack steht für die Phil­har­mo­ni­ker, die Leder­ho­se für sei­ne Lie­be zur Natur und zu sei­ner Heimat.