Katharina Rodriguez Chavez aus Wiener Neustadt war für die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ in Nigeria, in Haiti und im Nordirak bei syrischen Flüchtlingen im Einsatz. Zurzeit arbeitet sie in Wien, da sie mittlerweile selbst eine dreijährige Tochter hat. / Fotos (2): Rodriguez Chavez

Sie wollte nach Abschluss ihrer Ausbildung zur Allgemeinmedizinerin (2010) für eine gemeinnützige Organisation im Ausland arbeiten. Noch heute ist Katharina Rodriguez Chavez Mitglied bei der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ und sieht sich in ihrer damaligen Entscheidung bestätigt. Nigeria, Haiti und der Nordirak wurden für einige Monate ihre Heimat und ihr Einsatzgebiet.

„Die Erfahrungen, die ich während meiner Arbeit im Ausland gesammelt habe, sind unbezahlbar“, ist sich die heutige Assistenzärztin für Innere Medizin im letzten Ausbildungsjahr sicher. „Man befindet sich in den abgelegensten Gegenden dieser Welt und muss unter teils sehr herausfordernden menschlichen, medizinischen und klimatischen Bedingungen leben und arbeiten“, erzählt die Ärztin. „Ich habe nicht nur sehr viel von meinen internationalen und lokalen Kollegen gelernt, sondern auch von den Patienten.“

Choleraepidemie

Gleich bei ihrem ersten Einsatz in Nigeria behandelte sie Patienten, die an Cholera erkrankt waren. Auch bei einem weiteren Einsatz in Haiti war dies der Fall. Im Nordirak war sie schließlich in einem Lager für syrische Flüchtlinge tätig. „Da gab es einen Wintereinbruch mit sehr viel Schnee“, erinnert sich Rodriguez Chavez. „Eine Frau flüchtete mit ihren vier kleinen Kindern zu uns ins Gesundheitszentrum, da ihr Zelt unter der Schneelast zusammengebrochen war. Während ich noch ratlos Telefonate führte, wie man ihr wohl am besten helfen könnte, huschten unsere syrischen Mitarbeiter, die alle selbst im Flüchtlingslager lebten, schnell in ihre eigenen Zelte, und im Handumdrehen hatten alle Fünf trockene Kleider an und einen warmen Tee in der Hand. Diese Hilfsbereitschaft von Menschen, die selbst so wenig haben, hat mich nachhaltig beeindruckt.“

Freiwilliger Einsatz

Die Einsätze der Ärztin dauerten zwischen zwei und sechs Monaten. „Es gibt aber auch Projekte, wo Patienten mit chronischen Erkrankungen wie zum Beispiel Tuberkulose behandelt werden. Ist man hierfür vorgesehen, kann der Einsatz auch ein Jahr oder länger dauern“, spricht die heutige Mutter einer dreijährigen Tochter aus Erfahrung. 

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Einfacher Lebensstandard

Die Einsätze sind freiwillig, man bekommt ein geringes Gehalt. Die Kosten für Transport, Verpflegung, Unterkunft oder im Vorfeld eventuell notwendige Impfungen und dergleichen werden aber ersetzt. „Die Unterbringung ist immer von den Bedingungen vor Ort abhängig, ich habe aber immer in festen Unterkünften gewohnt“, so Rodriguez Chavez. „Es gab aber auch Kollegen, die zum Beispiel nach dem Erdbeben in Haiti in Zelten untergebracht waren.“ Unter diesen Lebensbedingungen muss man auch auf die eigene Gesundheit achten. „Während der Einsätze sind Hände- und Nahrungsmittelhygiene für jeden Mitarbeiter unabdingbar.“

Da sie verheiratet und stolze Mama einer dreijährigen Tochter ist, befindet sich ihr Lebensmittelpunkt zurzeit in Wien, sie arbeitet in einem Ordenskrankenhaus. „Aber das Interesse an den vielen verschiedenen Tätigkeiten von ‚Ärzte ohne Grenzen‘ bleibt unverändert groß“, versichert Katharina Rodriguez Chavez.