Foto: Ege­rer

Mit dem Bau der Auto­bahn über den Wech­sel ist es ruhi­ger gewor­den auf der Bun­des­stra­ße 54 nach Mönich­kir­chen. Doch das war nicht immer so. Davor mach­te im Alpen­r­ast­haus oder  in der Brettl-
bar der Fami­lie Lang alles Halt, was Rang und Namen hat­te. Heu­te ist das Gast­haus im Muse­ums­füh­rer Nie­der­ös­ter­reich als Pri­vat­samm­lung von altem bäu­er­li­chen Gerät zu fin­den. Mar­git Fuchs-Lang führt den Betrieb in vier­ter Gene­ra­ti­on als Ein­per­so­nen­un­ter­neh­men und kocht nach wie vor für  ihre zahl­rei­chen Gäste.

„Die Brettl­bar war damals eines der ers­ten Loka­le, das Tag und Nacht offen hat­te, ein McDo­nald der Früh­zeit“, erin­nert sich die heu­ti­ge Wir­tin Mar­git Lang, die das Wirts­haus mit 28 Jah­ren über­nom­men hat. „Ich war übri­gens die Ein­zi­ge in mei­ner Klas­se der Hotel­fach­schu­le, die den elter­li­chen Betrieb über­nom­men hat“, stellt Lang mit Bedau­ern fest.

Anstel­le der ehe­ma­li­gen Pfer­de­sta­ti­on der Post­kut­schen­ver­bin­dung Aspang-Ping­gau im Orts­kern von Mönich­kir­chen hat­te die Urgroß­mutter Anna Lang, gemein­sam mit ihrem Mann, um 1900 das „Alpen­ho­tel Lang“ errichtet.

 Als die Umfah­rungs­stra­ße gebaut wur­de, erkann­te der Vater von Mar­git Lang die Chan­ce und bau­te ein neu­es Hotel an der Bun­des­stra­ße, gleich neben einer Tank­stel­le. 1961 wur­de die­ses nach nur drei­mo­na­ti­ger Bau­zeit eröff­net. Geplant von dem Archi­tek­ten Tonio Sta­scha, hält es viel Unge­wöhn­li­ches für den Besu­cher bereit: Brots­im­perl als Lam­pen­schir­me, Kuh­hör­ner als Gar­de­ro­ben­stän­der, Schlit­ten­ku­fen als Beleuch­tung und gekocht wur­de direkt hin­ter der Schank, qua­si ein Vor­läu­fer des heu­ti­gen Schaukochens.

„Frü­her hat­ten wir ein Mühl­rad zur Strom­erzeu­gung, gekocht haben wir mit Gas“, so Fuchs-Lang. Da sich das Wirts­haus exakt in der Mit­te zwi­schen Wien und Graz befin­det, je 100 Kilo­me­ter in eine Rich­tung, war es die per­fek­te Rast­sta­ti­on für durch­rei­sen­de Gäste. 

Pro­mi­treff

Egal ob Poli­ti­ker, Schau­spie­ler, Intel­lek­tu­el­le oder Sport­ler – alle tra­fen und tref­fen sich hier: Robert Stolz, Cate­ri­na Valen­te, Vico Tor­ria­ni, Hans-Joa­chim Kulen­kampff, Paul Hör­bi­ger, Ray Charles, Ernst Wald­brunn sowie zahl­rei­che Bun­des­prä­si­den­ten, Bischö­fe, Lan­des­haupt­leu­te, aber auch Sport­ler wie Toni Sai­ler oder Jochen Rindt.

An Spit­zen­ta­gen bewir­te­te man 1.200 Gäs­te. „Von vier bis sechs Uhr früh wur­de geputzt, die Brettl­bar war durch­ge­hend 24 Stun­den geöff­net, eines der ers­ten Nacht­lo­ka­le“, schmun­zelt Lang. Der Name Brettl­bar kommt von den vie­len Holz-
ski­ern, die in der Ein­gangs­hal­le auf­ge­hängt sind. Hier fin­det man auch noch vie­le alte Spielautomaten.

Mit dem Bau der Auto­bahn wur­de es mit einem Schlag ruhi­ger. „Die Eltern und ich haben allei­ne wei­ter­ge­macht“, so Lang mit einem lachen­den und einem wei­nen­den Auge. „Es war eine anstren­gen­de, aber auch lus­ti­ge  Zeit: Bis heu­te ist die Rast­hüttn das ver­län­ger­te Wohn­zim­mer für vie­le unse­rer teils pro­mi­nen­ten Stamm­gäs­te.“ Dar­un­ter Motor­rad- oder Rolls-Roy­ce-Fah­rer, Weit­ge­reis­te oder Ein­hei­mi­sche. Alle genie­ßen die köst­li­che Küche und ver­sin­ken ent­we­der auf der Son­nen­ter­ras­se oder in der uri­gen Gast­stu­be in die wohl­tu­en­de Gelas­sen­heit, die die Wir­tin Mar­git Lang aus­zu­strah­len versteht.

Dass ihre 92-jäh­ri­ge Mut­ter  ihr beim Kochen noch immer zur Sei­te steht, freut Mar­git Fuchs-Lang ganz beson­ders. Der legen­dä­re Top­fen­stru­del ist sowie­so weit­hin bekannt.