Das Marterl am Königsberg, das an den Raubmord von Philip Winkler erinnert, samt Inschrift. Buchautor Reinhard Ehrenhöfer mit seinem Erstlingswerk / Foto: Egerer

Vier Jahre Recherche und eine Grenzerfahrung in menschliche Abgründe: Reinhard Ehrenhöfer, der heute im Burgenland lebt, aber in St. Lorenzen am Wechsel aufgewachsen ist, hat nun den ersten Band seiner Chroniken über ungelöste Kriminalfälle in der Region veröffentlicht (der „Bote“ berichtete).

Der passionierte Heimatforscher und Autor, der eigentlich Gesundheitswissenschaften und Management studiert hat, hält nun sein erstes Buch aus der Reihe „Mord, Totschlag und Unglück im Wechselgebiet, Joglland und der Buckligen Welt“ in Händen. Es beinhaltet ungelöste Morde und Kriminalfälle aus den Jahren 1919 bis 1936.

Wie alles begann

„Es hat eigentlich mit einem ungelösten Mordfall von 1932 in meiner damaligen Heimatgemeinde begonnen“, erinnert sich Ehrenhöfer. Darauf folgten vier Jahre peinlich genaue Recherchen für seine drei Chroniken (die zweite 1936–1951 folgt Ende 2022, die dritte 1850–1915 erscheint 2023/24), 15.000 Dateien, das Durchfors-ten von Sterbebucheinträgen, Gespräche mit Zeitzeugen oder deren Nachkommen bis hin zum Lesen von Fachbüchern und Gemeindechroniken. „Ich wollte die verschiedenen Gewalttaten und die menschlichen Schicksale dahinter so detailgetreu, objektiv und wahrheitsgetreu als möglich niederschreiben“, erzählt Ehrenhöfer über seine Arbeit.

Ein Raubmord aus Königsberg

Da gab es zum Beispiel das Verbrechen an dem Bauern Philip Winkler, der 1919 von seinem Knecht brutal erstochen wurde, um an das Geld seines Herrn zu gelangen, der dieses für einen Ochsenkauf in Aspang eingesteckt hatte.

28.000 Kronen waren damals viel Geld. Es kam aber zu keinem Kauf, woraufhin der Bauer noch das Wirtshaus besuchte, bevor er heim nach Königsberg wanderte. Ihm zur Seite, sein Knecht, der von dem Geld wusste. In einem einsamen Waldstück stach er 22 Mal auf den Bauern ein, zog ihn in einen Wassergraben und versteckte ihn unter Reisig. Erst eine Woche später wurde der Leichnam des Bauern gefunden. Doch schon am nächsten Tag wurde der Knecht als Täter ausgeforscht und zu 20 Jahren Kerkerhaft verurteilt.

„In diesen vielen Gesprächen mit Verwandten, Bekannten, Nachfahren oder sogar Tätern kommt man an seine Grenzen. Die menschlichen Schicksale und die Geschichten dahinter lassen dich nicht kalt“, beschreibt Ehrenhöfer seine Gefühlswelt, die da manchmal ordentlich durcheinandergewirbelt wurde.

Das Buch ist in allen Gemeindeämtern der Wechselgemeinden, in Scheiblingkirchen-Thernberg, Hochneukirchen-Gschaidt, bei den meisten Gemeindeämtern des steirischen Wechsels und Jogllandes, inklusive Pinkafeld, Grafenschachen, Neustift an der Lafnitz und Bernstein, sowie in den Buchhandlungen Desch-Drexler und Scherz-Kogelbauer erhältlich. „Überall dort, wo Kriminalfälle passiert sind, möchte ich den Bewohnern die Möglichkeit geben, das Buch auf möglichst einfachem Weg zu erwerben“, so Ehrenhöfer.

Foto: Egerer