Foto : Cornelia Gobauer

Das Interesse an der Medizin war von Kindheit an da und ist ihr vielleicht schon in die Wiege gelegt worden, da der Großvater von Elsa Sagmeister aus Pitten den Arztberuf wählte. Doch bis sie selbst als Hebamme zu arbeiten begann, sollte es noch eine Weile dauern. Mittlerweile hat sie schon ein paar Hundert Erdenbürgern geholfen, das Licht der Welt zu erblicken.

„Der erste bewusste Kontakt mit dem Hebammenberuf hat im Alter von 16 Jahren stattgefunden“, erinnert sich Elsa Sagmeister. „Eine Freundin meiner Mutter bekam ihr zweites Kind und erzählte ganz begeistert von ihrer Hebamme.“
Paradoxerweise hat sie die Arbeit an der Schweizer Lukas Klinik, einer anthroposophischen Klinik für Krebspatienten, in ihrem Berufswunsch gefes-tigt. „Die Begleitung im Sterbeprozess als Übergang war sehr berührend und besonders“, so Sagmeister. „Auch die Geburt ist ein Übergang, ein Übergang in diese Welt, aber auch für die Frau oder das Paar in die Mutter- oder Elternrolle. Beides sind sehr emotionale und ehrliche Momente und ich empfand und empfinde immer noch jedes Mal große Dankbarkeit, dass ich diesen besonderen Erfahrungen beiwohnen darf.“

Viele Möglichkeiten

Was Sagmeister ebenfalls beeindruckt hat, sind die vielen Zusatzausbildungen und Weiterbildungsmöglichkeiten, die das Berufsbild der Hebamme mit sich bringt. „So kann man sich im Berufsleben immer wieder verändern, das macht den Beruf so interessant.“
Neben der Begeisterung für ihren Beruf sind auch Flexibilität und empathisches Mitgefühl gefragt. „Den Unterschied zwischen Mitgefühl und Mitleid zu erkennen und auch zu leben, erachte ich für uns Hebammen als essenziell“, ist sich Sagmeister sicher.
„Zum anderen ist die eigene Psychohygiene in einem Beruf, der so stark an Emotionen und besondere Momente gebunden ist wie dieser, besonders wichtig, um eine gute Betreuung gewährleisten zu können.“

Berufliche Hürden

Dabei musste sich Elsa Sagmeister an einer Hebammenschule in Deutschland bewerben, um einen Ausbildungsplatz zu bekommen. 2015 begann sie im Landesklinikum Wiener Neustadt zu arbeiten, seit 2017 ist sie nebenbei als freiberufliche Hebamme tätig.

In diesem Rahmen begleitet sie Frauen in der Schwangerschaft, bei der Geburt und im Wochenbett. Gemeinsam mit Judith Schlichtinger bietet sie den Frauen nach acht Wochen ein Kombipaket „Babymassage- und Rückbildungskurs“ in Seebenstein an.

Magischer Moment der Geburt

„Es ist jedes Mal ein ganz besonderer Moment und nie gleicht eine Geburt der anderen“, so Sagmeister. „Aber natürlich bleiben manche Begebenheiten länger in Erinnerung als andere. Wenn eine Mutter zwei Minuten nach der Geburt sagt: „Und das war’s jetzt“ oder wenn es Kinder so eilig haben, dass man es nicht mehr in den Kreißsaal schafft und improvisieren muss. Meine allererste Geburt werde ich auch nie vergessen, da die Frau mir Wochen später einen wunderbaren Brief geschrieben hat, der mich zutiefst berührt hat. Daraus hat sich eine Freundschaft entwickelt, die sowohl privat als auch beruflich sehr viele Früchte trägt“, freut sich Sagmeister.

Neugierig auf eigene Erfahrungen

Zum Glück ist ihre Arbeit zu 99 Prozent von schönen Momenten geprägt. Ist dies nicht der Fall, dann sind das die nicht so schönen Seiten, die sehr belastend für alle Beteiligten sein können.

Elsa Sagmeister hat selbst zwar noch keine eigenen Kinder, doch sie meint mit einem Schmunzeln: „Nach so vielen Momenten als Zuschauer bin ich neugierig geworden, es einmal selbst zu erleben.“